Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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12DEZ2023
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Nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Fest des Friedens. So heißt es zumindest. Aber wenn ich mich umschaue, dann ist mir dieses Jahr kaum nach einem solchen Fest zumute. Wo bitte geht’s denn hier zum Frieden, will ich dem Weihnachtsfest zurufen. Ukraine, Gaza, Iran, die Liste lässt sich fast unendlich fortsetzen. Und oft genug denke ich, dass das mit dem Frieden einfach unrealistisch ist. Friedliche Zeiten waren schon immer Mangelware. Klar, hier in Deutschland gibt es keinen Krieg. Und trotzdem herrscht auch hier Unfrieden. Streit darum, wie mit Flüchtlingen umgegangen wird. Streit um Klimamaßnahmen und Tempolimit. Und in vielen Familien sieht es gerade in diesen Tagen oft genug auch unfriedlich aus.

Ich weiß, auf vieles habe ich gar keinen Einfluss. Krieg und politische Entscheidungen, Umgang mit Flüchtlingen und Naher Osten – mir sind die Hände gebunden. Und trotzdem will ich mich davon nicht bestimmen lassen. Ich will diese ganze Unfriedlichkeit als Anstoß für mich selbst nehmen. Nach Frieden zu suchen. Da, wo ich was machen kann.

Ich halte mich da an meinen Glauben. An das biblische Wort schalom. Das Wort steht für einen umfassenden Frieden. Ein Friede, den es nur gibt, wenn Menschen und Tiere, wenn die Umwelt und der ganze Kosmos, wenn alle zu ihrem Recht kommen. Dazu kann ich selbst ein kleines bisschen beitragen. Kann den Streit in der Familie versachlichen und nach Lösungen suchen. Kann mit Menschen ins Gespräch kommen, die ganz andere Ansichten haben als ich. Kann Zuhören, versuchen zu Verstehen. Kann ein Lächeln in die Welt setzen. Auf dem Bahnsteig, wenn der Zug nicht kommt. In der Warteschlange im Baumarkt. Wenn andere nerven.

Und wenn mich jemand fragt: Wo, bitte, geht’s zum Frieden? Dann kann ich sagen: Überall. Da, wo Menschen einfach damit anfangen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38923
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