SWR3 Gedanken

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05DEZ2023
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Heute Abend ist es wieder soweit: Ich spiele Nikolaus – stelle den Teller mit Mandarinen und Nüssen vor unsere Haustür, fülle die Stiefel meiner Kinder mit Süßkram und freue mich dann morgen früh riesig über ihre strahlenden Augen. Ich bin selbst schon ganz aufgeregt.

Aber warum wir an Nikolausabend kleine Überraschungen vor die Tür legen, das wissen nur die Wenigsten.

Nikolaus hatte – so die Legende – drei jungen Frauen Goldstücke vor die Tür gelegt – denn die drei sind zu arm gewesen, um zu heiraten. Damit hat er sie nicht vor einem langweiligen Leben als Single bewahren wollen, sondern vielmehr vor einem Leben in Armut gerettet. Diese drei Frauen sind so arm gewesen, dass sie sich ohne Hochzeit, ohne Ehemann hätten prostituieren müssen. Zwangsprostituierte – genau so nennt man Frauen, die gezwungen sind, ihren Körper zu verkaufen – ohne freien Willen, aus der Not heraus. Weil sie – wie die drei jungen Frauen – nicht anders überleben können oder mit Gewalt dazu gedrängt werden.

Deshalb ist es mir wichtig, dass ich heute auf die Arbeit des FIZ – des Fraueninformationszentrums Stuttgart aufmerksam mache. Denn die kümmern sich um Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden. Sie helfen ihnen und ihren Angehörigen, ganz egal, woher sie kommen.
Denn viele Zwangsprostituierte brauchen ein sicheres Zuhause, psychologische und finanzielle Unterstützung und oft auch Rechtsberatung. Und das alles anonym und vor allem sicher.

Ich bin froh, dass das FIZ einen sicheren Ort für diese Frauen bietet – denn dazu braucht es viel mehr, als nur ein paar Goldstücke vor der Tür.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38896
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