SWR3 Gedanken

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20NOV2023
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Die Welt ist voll von reichen Menschen. Den Eindruck bekomme ich zumindest, wenn ich durch Social Media scrolle: Ein TikToker, der mit dicker Golduhr vor seinem Sportwagen posed. Eine Influencerin, die eine Room Tour durch ihr neu gebautes Haus gibt. Und überall Werbung für ganz tolle, aber richtig teure Produkte. Seit kurzem wird mir aber auch ganz anderer Content angezeigt. Zum Beispiel die Videos einer jungen Frau mit dem Titel „Money was tight growing up“, auf deutsch: „Das Geld war knapp, als ich aufgewachsen bin“. In diesen Videos erzählt sie, wie es ist, als Kind in Armut zu leben. Oder ein junger Mann, der ein – wie er es nennt – „Hartz 4-Gericht“ kocht und dabei erzählt, dass seine Eltern kaum Geld hatten. Dass er sich als Kind manchmal Urlaubsgeschichten ausgedacht hat, weil es ihm peinlich war, dass die Familie sich keinen Urlaub leisten konnte. Solche Geschichten bleiben, anders als die der Reichen und Schönen, oft unsichtbar. Auch weil mit Armut immer noch viel Scham verbunden ist. Und klar macht es auch einfach Spaß, sich durch die Luxuswelt der Reichen zu klicken. Aber die bildet halt nur einen sehr kleinen Teil der Realität ab. Armut gehört genauso dazu. Auch wenn es vielleicht unbequem ist, sich solche Videos anzuschauen, weil sie mich daran erinnern, wie ungerecht unsere Welt ist. Doch das Recht, gesehen zu werden, hat jeder Mensch.

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