Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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14NOV2023
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„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ – dieser Satz stammt vom jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber.

Nie habe ich so tief empfunden, wie wahr das ist, wie nach der Corona-Pandemie. Das Ende des Lockdowns und seiner Beschränkungen war eine Befreiung. Endlich konnten Menschen sich wieder leibhaftig begegnen, nicht nur auf dem Bildschirm. Das öffentliche Leben war zurück!

Großes Aufatmen auch in den Schulen! Nicht nur bei den Schülern, auch bei uns Lehrern. Endlich wieder Unterricht im Klassenzimmer und nicht online am PC zuhause.

Aber die lange Zeit der Schulschließung hatte ihren Preis. Untersuchungen belegen: Viele Kinder und Jugendliche wurden in ihrer Entwicklung gehemmt, ihre Leistungen sackten ab. Die sozialen Unterschiede haben sich verschärft. Die digitale Kommunikation ist eben nur ein Notbehelf. Sie kann die Dynamik eines lebendigen Unterrichts nicht ersetzen. Auch hier gilt Bubers Satz: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“.

Und wie sieht es heute in der Schule aus? Die Digitalisierung wird weiter vorangetrieben, die Künstliche Intelligenz (Stichwort Chat-GPT) ist auf dem Vormarsch.

Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Natürlich muss die Schule die Jugendlichen auf die digitale Zukunft vorbereiten. Aber dabei darf man nicht vergessen, dass der direkte menschliche Kontakt zwischen Lehrern und Schülern entscheidend ist für den Lernerfolg. Das zeigen viele Studien. Digitale Lernprogramme auf Tablets, Laptops und Smartphones sind dafür kein Ersatz, technische Geräte bleiben Hilfsmittel. Nicht mehr und nicht weniger.

Übrigens: In den USA schicken wohlhabende Eltern ihre Kinder in die oft teuren Privatschulen, weil dort gut ausgebildete Lehrkräfte in kleinen Gruppen ohne iPads mit den Schülern arbeiten. Damit aber wird guter Unterricht zu einem Vorrecht der Vermögenden. So sollte die Zukunft bei uns besser nicht aussehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38768
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