SWR2 Wort zum Tag

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10NOV2023
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Im Vatikan hat bis vor kurzem die erste Versammlung der Weltsynode der katholischen Kirche getagt. In einem insgesamt dreijährigen Prozess war dies das erste gemeinsame Treffen in Rom unter dem Motto „für eine synodale Kirche – Gemeinschaft, Teilhabe und Mission.“ Davor war schon in einer langen Phase der Befragung von Katholikinnen und Katholiken aller Kontinente die gesamte Breite der Weltkirche berücksichtigt worden.

Da ich beruflich viel in Afrika unterwegs bin und mit den Menschen dort zu tun habe, frage ich mich: Wie kann in Einklang gebracht werden, was die von der Postmoderne geprägten Pfarreien in West-Europa mitbringen und was dagegen den afrikanischen Gemeinden wichtig ist? Im dortigen Gemeindeleben spiegelt sich oft noch die Missionsgeschichte. Die Menschen suchen in ihrem katholischen Glauben oft eher einen Rückzugsort – eine Identität in ihren multiethnischen und multireligiösen Gesellschaften. Ich war deshalb positiv überrascht, wie enthusiastisch der von Rom angeregte „Synodale Prozess“ in afrikanischen Ländern aufgegriffen wurde. Kaum eine Kirche, in der das zugehörige Symbol nicht zu sehen war, in städtischen wie in ländlichen Pfarreien. Für verschiedene afrikanische Länder und Regionen kann ich jedenfalls bestätigen, was das Synodensekretariat in Rom eine „noch nie dagewesene Reaktion der örtlichen Kirchen!“ genannt hat.

Bei den Diskussionen in Deutschland stand ja vor allem die Reform der Sexuallehre, die Weihe von Frauen und die Frage nach dem priesterlichen Zölibat im Vordergrund. Diese Dinge kamen in den Diskussionen in Afrika zwar durchaus vor, standen aber nicht im Vordergrund. Was dort aber ebenfalls ganz oben auf der Agenda steht ist die Frage nach Teilhabe – Also wie die Gläubigen mitsprechen und mitgestalten können in der Pastoral, im Gottesdienst und im Leben der katholischen Gemeinden.

Im weiteren Prozess dieser Synode muss sich jetzt zeigen, ob es wirklich ein gemeinsamer Weg wird – wie der Ausdruck Synodos verheißt. Ob also Weggefährten wirklich bereit sind, den Argumenten des jeweils anderen zuzuhören. Ich glaube nämlich, dass diejenigen einen entscheidenden Fehler begehen, die den Kern des christlichen bedroht sehen, wenn von Macht und Einfluss gesprochen wird in der Kirche. Bei allen kirchlichen Reformdiskussionen geht es letztlich immer darum, ob die Menschen Zugang finden zur befreienden Botschaft des Evangeliums. Wenn ausbleibende Reformen diesen Zugang nämlich verstellen, werden auch die Menschen in Afrika früher oder später die Einladung des menschenfreundlichen Gottes nicht mehr hören und sein Heil erfahren können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38764
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