SWR3 Gedanken

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21SEP2023
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Eine neue Studie erklärt, dass Triggerwarnungen bei Leserinnen von Büchern und anderen Werken das Gegenteil erzeugen: Nämlich mehr Angst und eine größere Verunsicherung. Psychologen erklären, dass Warnungen eine Erwartungshaltung auslösen, die dann als self fulfilling prophecy dafür sorgen, dass Menschen tatsächlich in Angstzustände oder Retraumatisierungen gelangen. Ich finde Triggerwarnungen hilfreich: Wenn ich weiß, dass Filme explizite Szenen von Gewalt, Kindesmissbrauch oder sexueller Gewalt enthalten, dann sehe ich sie mir gar nicht erst an. Ich meine, dass es bei Triggerwarnungen darum geht, dass Menschen sich schützen können.

Es geht darum, dass sie die Freiheit haben zu entscheiden, ob sie sich wirklich Bildern oder Texten aussetzen wollen, die ihnen schaden können. Als Pfarrerin habe ich immer wieder mit Personen zu tun, die in ihrem Leben schwer traumatisiert wurden. Jeden Tag laufen sie Gefahr, durch Gerüche oder Geräusche, die sich mit diesen Erinnerungen verbinden, getriggert zu werden.

Wird eine traumatisierte Person getriggert, kann es passieren, dass sie wieder zurückverfällt in die Ursprungssituation die das Trauma ausgelöst hat. Es fühlt sich an, als würde sie jetzt gerade missbraucht, vergewaltigt, geschlagen. Traumatisierte fühlen sich wieder wie das Kind, die Frau, die Person, die sich nicht wehren kann.

Triggerwarnungen eröffnen Freiheit, wenn jemand dir sagt: Lies diese Passage nicht allein. Schau diesen Film nicht im Kino an, wo du nicht schnell abschalten oder wegkannst. Solche Hinweise helfen Menschen, die ihr Leben lang zu kämpfen haben, um nicht immer wieder gefangen zu werden, von Erinnerungen, die jeden schönen Abend verderben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38418
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