SWR3 Gedanken

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19SEP2023
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Schon die zweite Woche nach den Ferien. Der Alltag hat mich wieder fest im Griff: Sitzungen, Konferenzen, Dienstbesprechungen, Workshops, Gremien stundenlang am Schreibtisch Dinge ausarbeiten, Mails, Verabredungen, Gespräche. In mir wehrt sich da immer noch etwas. Ich will nicht einfach so mitfunktionieren wie ein Rädchen.

Ich meine: dieser innere Widerstand ist klug und gesund und vielleicht hat er auch etwas mit dem Glauben zu tun. Ich rede mit anderen und merke, es geht nicht nur mir so. Obwohl ich nun wirklich zu den Leuten gehöre, die das Privileg haben, einen Beruf zu haben, den sie lieben.

Pfarrerin zu sein hat ganz viel mit mir als Person zu tun. Und trotzdem bleibt da diese renitente Stimme, die am liebsten die Ferien zurückhaben will und bei Sonnenschein einfach nur raus: schwimmen im See, spazieren im Wald, nicht am Computer sitzen.

Ich meine, Gott hat uns Menschen so gedacht, dass wir gerne mit anderen zusammen sind, das Leben genießen. Ein Psalmbeter sagt:

Unser Leben dauert siebzig Jahre,
wenn’s hoch kommt achtzig.
Und was uns daran so wichtig erschien,
ist letztlich nur Mühe und Arbeit.

Was uns wichtig erscheint –vielleicht ist es das, wogegen sich in diesen Tagen in mir so vieles sperrt: gegen diese Art von Arbeit, die so tut als wäre daran etwas wichtig. Debatten, die ins Leere führen. Sitzungen ohne Ergebnis. Zermürbende Selbstbeschäftigung.

Vielleicht gelingt es mir aus dem Unwillen gegen die Arbeit etwas anders zu machen: mich mehr dahin zu wenden, wo die Arbeit Sinn macht. Wenn dann jemand glücklicher ist oder geborgen, getröstet, dann kann ich wieder mit Herz und Begeisterung arbeiten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38416
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