Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

17SEP2023
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Einmal im Jahr ist es bei mir zuhause dran: Das Ausmisten. Unnötiger Krempel, den ich angesammelt habe, wird in Säcke und Kisten gepackt und auf den Wertstoffhof gefahren. Das ist für mich immer unangenehm gewesen. Lange Autoschlangen vor der Einfahrt der Deponie und oft mürrische Mitarbeiter, die scheinbar ungern ihren Job machen. Horror für mich!

An meinem neuen Wohnort war es nach dem Umzug mal wieder soweit. Ausmisten und dann der lästige Weg auf den Wertstoffhof. Mit all den negativen Erfahrungen im Kopf. Aber alles war ganz anders. Es gab keine Autoschlange. Die Mitarbeiter haben mir sehr freundlich erklärt, in welchen Container was reinkommt. Einer kam zu meinem Auto, half mir beim Ausladen und sortierte sogar meinen Müll, den er gleich entsorgte.

Etwas abseits baute ein anderer Mitarbeiter für seinen Kollegen und sich einen Sitzplatz auf. Einen Tisch, zwei Gartenstühle mit Polstern und einen großen Sonnenschirm darüber. Eine gemütliche Sitzecke mitten auf dem Wertstoffhof!

Die Bediensteten dort müssen nicht nur funktionieren. Sie dürfen auch Mensch sein. Das habe ich auch gemerkt an der Weise, wie sie mit mir umgegangen sind. Sie waren hilfsbereit, gut drauf – einfach menschlich eben.

Ich bin dankbar für diese Erfahrung, die mir auch für meinen Job etwas gezeigt hat: Du darfst vor allem erstmal Mensch sein, dich einbringen mit allem, was zu dir gehört. Dann kann jeder Job Spaß machen. Auch auf dem Wertstoffhof.

Ich bin kurz danach noch einmal dorthin zu den Männern gefahren. „Ich habe Glas und Flüssigkeiten zu entsorgen“, habe ich gesagt. Der Mitarbeiter hat mich fragend angeschaut. Und dann hat er hat gelacht und mir freundlich auf die Schulter geklopft, als ich den Kofferraum aufgemacht habe. Zufrieden lächelnd sind er und sein Mitarbeiter dann mit dem Kasten Bier weggegangen.

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