SWR2 Wort zum Tag

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04SEP2023
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Wie wunderbar ist das Land, in dem ich lebe!
Wenn ich im Allgäu vom Schwarzen Grat ins Land schaue. Überall satte Wiesen.
Es wächst, sobald es regnet, sobald Sonnenschein auf das Land fällt. Und bei mir im Neckartal: Mais, Kartoffeln, Rüben und Wein. Und Obst. Die Ernte ist groß. Und der Duft des Obstes erfüllt die Luft.

Doch sobald die Frage laut wird –  Wem gehört das Land?  – wird es schwierig.
So richtig schwierig wird es, wenn das Land zu einer politischen Größe wird.
Wenn es sich mit den Ansprüchen eines Volkes und dem Programm verbindet:
„Das ist unser Land und nicht das Land der Anderen, die hier wohnen und siedeln.“

Wie viele Konflikte haben auf dieser Erde genau hier ihren Ursprung: „Das ist unser Land! Und deshalb müssen die anderen fort.“ Das gab es schon in biblischen Zeiten.
Aber in der Bibel findet sich auch ein friedensstiftendes Gegenkonzept:
Das Land gehört niemanden außer Gott allein. Gott ist gewissermaßen der Verpächter. Es bleibt sein Eigentum. (3. Mose 25,23)

Sind die Eigentumsverhältnisse so geklärt, dann geht es darum, ob sich Menschen – eine Gruppe oder ein Volk – als würdig erweisen, das Land zu bewirtschaften. Im Frieden mit und neben Anderen.

Es geht also um die Frage: Wie gehen Menschen mit dem Land um?
Menschen können sich als Pächter ihres  Landes als würdig oder unwürdig erweisen.
Sie können es bewahren oder aber verunstalten. Wer Boden und Menschen auspresst, verliert  das Land. Die Bibel sagt: Das Land spuckt ihn dann aus. (3. Mose 18,24+28)

Mir scheint, diese Einstellung könnte gerade an den Orten Frieden stiften, wo die Vorstellung von Volkszugehörigkeit und Landbesitz zu einer explosiven Verbindung wird. Wo Menschen vertrieben werden, weil sie angeblich kein Anrecht auf das Land haben – wegen ihrer Herkunft, ihrer Religion, ihrer Lebensweise.
Ich denke an Serbien, den Kosovo, an Israel-Palästina und andere Regionen. Die Kette von Landvertreibungen ist so fürchterlich lang.

Wie gut wäre es da, wenn sich diese andere Vorstellung verbreiten würde:
Das Land, das wir bewohnen, bebauen beackern und verwalten ist und bleibt für immer ein von Gott geliehenes Land. In seiner Schönheit und Fruchtbarkeit – eben „God´s own country“ – nämlich verliehen an die, die es bebauen und bewahren.

Die mögen dann bei ihren Feigenbäumen und Weinstocken in Frieden sicher wohnen. So eine Vision des Propheten Micha. Wie viele Menschen sehnen sich danach, dass sie das erleben können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38343
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