SWR2 Wort zum Tag

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13SEP2023
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Ich bin ein echtes Landei. Umso erstaunter war ich bei meinem letzten Besuch in Münster, als ich neue Varianten der „Ampelmännchen“ gesehen habe. Wenn es an der Ampel grün wird, zeigen mir diverse grün leuchtende Liebespaare an, dass ich losgehen kann. Mal zwei Frauen, mal Frau und Mann, mal Mann und Mann - immer durch die Hände und ein Herzchen miteinander verbunden. Ich bin begeistert von den queeren Ampelfiguren.

Ich bin vermutlich die Letzte, die es mitbekommen hat: die Ampelpaare gibt es natürlich schon länger in deutschen und europäischen Städten. Ich finde sie aber auch jetzt toll. Mit den Ampelfiguren zeigen die Städte, dass es ihnen wichtig ist, vielfältig zu sein. Dass das Leben in ihnen bunt ist, und sie offen sind. Und dass ihnen jede Lebens- und Liebesform recht ist.

Es ist schon bemerkenswert, dass solche Zeichen überhaupt nötig sind. Dass Menschen darüber sprechen oder diskutieren müssen. Denn klar, als die ersten queeren Ampelpärchen aufgetaucht sind, gab es heftige Reaktionen in jede Richtung. Leute, die die Aktion klasse fanden, und Leute, die sich sehr darüber aufgeregt haben.

Für mich sind die Ampelpaare kein Symbol. Sie sind schlicht und ergreifend Realität. So sind wir Menschen. Unterschiedlich, bunt und vielfältig, so wie wir leben und lieben.
Ich bin überzeugt davon, dass wir Menschen von Gott so gedacht sind. Wir sind seine Geschöpfe. Die Bibel findet dafür klare Worte. Im Buch der Weisheit steht: „Gott, du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von dem, was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst, so hättest du es nicht geschaffen. Wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre? Herr, du Freund des Lebens.“ (Weish 11,24-26)

Ich wünsche mir noch viel mehr, dass wir solche Symbole nicht mehr brauchen, die mit großem Tamtam eingeführt werden, sondern völlig wertfrei und selbstverständlich abbilden, was menschliches Leben ausmacht: zusammen durchs Leben zu gehen. Mit den Menschen um mich herum, die mir etwas bedeuten.



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