SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

15AUG2023
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Jetzt immer Sommer bin ich bei jeder Gelegenheit im Wasser: Ich mag es, in einem See weit hinauszuschwimmen, oder wenn ich im Meer die Kraft der Wellen spüre. Manchmal lasse ich mich auch von der Strömung in einem Fluss treiben. Wasser erfrischt und kühlt uns; ohne Wasser gibt es kein Leben. Das merken wir immer deutlicher.

Kein Wunder spielt das Wasser auch in den Religionen eine große Rolle. Im Christentum ist die Taufe das Ritual, mit dem man in die Kirche aufgenommen wird. Ursprünglich wurde man regelrecht im Wasser untergetaucht, um dann als neuer, zu Jesus Christus gehörender Mensch, wieder aufzutauchen. Sterben und auferstehen sollen dabei symoblisch erfahren werden. Wasser ist nämlich nicht nur das Ursymbol des Lebens, sondern es steht auch für Zerstörung und Tod. Und um beides geht es bei der Taufe.

Auch Jesus hat sich diesem Ritual unterzogen – im Jordan ließ er sich von Johannes taufen. Johannes hat dieses Zeichen gewählt, um deutlich zu machen, was uns Menschen nach unten zieht: die Ängste und die Aggressionen, das Böse um uns herum und in uns selbst – letztlich der Tod. Jesus ist dieser Erfahrung nicht ausgewichen. Aber als er aus dem Wasser aufgetaucht ist, da hat er die Stimme Gottes gehört: „Du bist mein geliebter Sohn“. Es gibt etwas, das stärker ist als alles, was uns nach unten zieht. Jesus hat es erfahren: Gott. Nicht einer, der irgendwo weit weg ist, sondern Gott war ihm ganz nah. Jesus ist gewissermaßen eingetaucht in Gott. Und so wurde Gott für ihn zu einer inneren Quelle, die ihn ganz erfüllt hat. Diese Quelle wollte Jesus allen Menschen erschließen. So ist er an den See Genezareth gegangen und hat Menschen um sich gesammelt. Die ersten Jünger waren Fischer, immer wieder ist Jesus mit ihnen auf den See hinausgefahren. Ob er das Wasser geliebt hat? Ob er schwimmen konnte? Wir wissen es nicht. In der Bibel steht, dass er übers Wasser ging. Und dass er einen Sturm mit einem Wort zum Schweigen bringen konnte. Unglaubliche Geschichten! Ich verstehe sie so: Das Zerstörerische, Dunkle, Chaotische hatte keine Macht über Jesus. Er stand darüber, weil er mit Gott verbunden war. Ganz eingetaucht in seine Liebe.

Wie das sein kann? Ein bisschen davon kann ich beim Schwimmen erahnen, wenn ich am ganzen Körper das Wasser spüre, das mich trägt. So trägt und umhüllt mich auch Gottes Liebe – in allen Wassern des Lebens. Ich finde, das ist eine wunderbare Zusage.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38219
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