SWR3 Gedanken

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09AUG2023
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Wie bist du zum Glauben gekommen? Und: Waren deine Eltern gläubig? Das waren die ersten Fragen von Chiara an mich. Meine vierzehnjährige Nachbarin Chiara sollte jemanden interviewen, der an Gott glaubt. Das war das Projekt ihrer Religionsklasse. Praktisch, dass ich, eine Pfarrerin, in der Nachbarschaft wohne. So haben wir uns zusammengesetzt, sie hat ihre Aufnahme gestartet und los ging es mit den Fragen.

Gegen Ende stellte sie dann noch eine Frage, die ihr besonders am Herzen liegt: Wie steht der Glaube eigentlich zu den Naturwissenschaften?

Wusstest Du, frage ich Chiara, dass es in der Bibel gleich zwei unterschiedliche Schöpfungsgeschichten gibt, aus unterschiedlichen Epochen und von unterschiedlichen Menschengruppen niedergeschrieben?

Warum?, fragte sie mich erstaunt.

Vielleicht um zu zeigen: Es sind Geschichten, wir wissen nicht genau, wie die Welt und die Menschen entstanden sind, und jede Geschichte hat ihr Stärken und Schwächen. Die Geschichten sind geschrieben, um eins zu zeigen: Gott hat uns geschaffen, wie auch immer. Und: Gott war ganz am Anfang und Gott ist ganz am Ende und dazwischen auch.

Für mich ist es völlig unproblematisch, das mit einer naturwissenschaftlichen Erklärung der Entstehung der Welt zu vereinbaren. Ich bin dankbar dafür, dass wir die Entstehung der Welt und so viel anderes durch die Naturwissenschaften erklären können. Und genieße, was für Annehmlichkeiten wir durch die Naturwissenschaften haben.

Aber das naturwissenschaftliche Weltbild hat sich absolut gesetzt – und das ist meiner Meinung nach nicht gut. Denn unser Wissen hat Grenzen: es gibt Dinge, die wir noch nicht verstehen, es gibt Dinge, die wir nie verstehen werden. Und diese Erkenntnis macht mich dankbar und demütig. Dankbar, dass wir die Naturwissenschaften haben. Aber alles andere lege ich demütig in die Hände Gottes. Das ist mein Glaube.

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