SWR3 Gedanken

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06AUG2023
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Lieber nichts riskieren! Bloß keine Veränderungen… Das gab es doch noch nie! Es gibt da eine ziemlich krasse Geschichte in der Bibel, die auf eine eher abenteuerliche Art und Weise erzählt, von Neuanfängen, von ungewöhnlichen Methoden und vom Weiterdenken.

Jesus spuckt auf den Boden, macht eine Paste aus Spucke und Dreck, schmiert sie einem blinden Mann auf die Augen und siehe da, der kann wieder sehen. Aber dann erst geht die Geschichte eigentlich los: denn die Familie und die Nachbarn finden das gar nicht lustig. Sie reagieren nach dem Motto: was nicht sein kann, das nicht sein darf. Der Ex-Blinde ist gar nicht mehr er selbst, überhaupt ist er an allem schuld, und da es keine gute Erklärung für das Wunder gibt, wird der Ex-Blinde aus der Gemeinschaft halt rausgeschmissen.

Mich erinnert das an meinen Beruf. Wenn da mal ein Wunder passiert, jemand eine Idee hat, die total anders ist und das bisherige in Frage stellt, oder wenn ein glücklicher Zufall passiert, der die Karten neu mischt und einen etwas anderen Neuanfang in Aussicht stellt – dann, ja dann höre ich ganz oft: „Das gab es ja noch nie!“ Und dann ist klar: es soll doch bitte alles schön beim Alten bleiben. Jemand mit einer kreativen Idee wird als Gefahr wahrgenommen

Aber auch im Privatleben passiert es: ein Neuanfang?! Um Gottes Willen, dann doch lieber in dem Elend bleiben, das man kennt! Lieber nichts riskieren.

Ich glaube, es ist menschlich, Neuem gegenüber erst einmal misstrauisch zu sein. Vielleicht aber sollten wir es so machen, wie der ehemals blinde Mann in der Bibel: Vertrauen. Vertrauen darauf, dass es auch anders geht. Und ab und zu auch mal auf die hören, die mit ungewöhnlichen Methoden um die Ecke kommen. Gott sei Dank gibt’s die Menschen ja auch!

→ Johannes 9.

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