SWR3 Gedanken

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01AUG2023
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Meine Schülerin Laura fragt mich: „Was würde Ihr achtzehnjähriges Ich denn zu ihnen heute sagen?“ Ich brauche ganz schön lange, um diese Frage zu beantworten.

Immerhin muss ich mich gedanklich 20 Jahre zurückversetzen.

Aber nach einer Weile kann ich meiner Schülerin eine Antwort geben: Erstens: Die Katharina von damals wäre überrascht, wie lange ich schon verheiratet und Mutter bin, aber meinen Mann und meine Kids fände sie ganz sicher ziemlich gut. Zweitens: Die achtzehnjährige Katharina würde den Kopf darüber schütteln, wie viele Sorgen ich mir heutzutage mache. Sie würde zu mir sagen „Ist das dein Ernst? Dass du alles so wahnsinnig ernst nimmst?“

Zwanzig Jahre älter, als Mutter von zwei Töchtern und mit einem festen Job, da geht das ganz schnell, dass man sich viel mehr Gedanken machen muss. Ich habe heute mehr Verantwortung, nicht nur für mich, sondern auch für meine Kinder, für meinen Mann und in meinem Job. Aber mein achtzehnjähriges Ich hat da schon recht – ich mache mir viel zu viele Sorgen.

Ich durchdenke so Vieles im Voraus. „Was ist, wenn die Kinder krank werden?“, „Soll ich wirklich noch abends weggehen – was ist, wenn ich am nächsten Tag voll in den Seilen hänge?“ oder „Soll ich den Job wirklich wechseln – was ist, wenn alles anders wird?“ Denken statt einfach mal machen – das passiert mir immer öfter. Dadurch werde ich unflexibel und starr. Und das würde der achtzehnjährigen Katharina so überhaupt nicht gefallen. Denn die Leichtigkeit, die wollte ich eigentlich nie aufgeben. Deshalb übe ich mich nun auch darin, weniger nachzudenken und mehr auszuprobieren.

Mir grummelt schon der Magen, wenn ich daran denke, was wohl meine achtzehnjährige Tochter mal zu mir sagen wird...aber bis dahin habe ich ja noch zehn Jahre Zeit, um mich in Leichtigkeit zu üben...

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