SWR2 Wort zum Tag

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27JUL2023
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Wenn ich das richtig mitbekommen habe, gibt es eigentlich keinen Lebensbereich, der nicht von Korruption durchdrungen ist. Immer wieder sorgt sie für Schlagzeilen in der Politik - in der Wirtschaft - in Schulen und Kliniken - beim Sport und in den Medien. Korruption ist wie eine Pandemie – weltweit verbreitet. Und manche Staaten wie der Sudan oder Jemen scheinen an Korruption zu zerbrechen, so sehr ist da staatliches Handeln von Korruption durchsetzt.

Warum machen Menschen da mit? Und was könnte davor schützen?
Ich denke jetzt nicht an die kleinen Schufte, die sich zum Überleben etwas ergaunern. Ich denke an solche, die im Grunde von allem, was ein Mensch zum Leben braucht, mehr als genug haben. Warum reicht ihnen das nicht?

Mir hat ein misslungener Korruptionsversuch zum Verständnis etwas weiter geholfen. Ein äußerst prominenter Fall. Von dem wird in der Bibel erzählt:

Da stehen sich Jesus und der Teufel gegenüber. Und der Teufel versucht, Jesus zu bestechen. Seine Worte klingen verführerisch: „alle Macht und Herrlichkeit der Welt will ich dir geben, wenn du vor mir auf die Knie fällst und mich anbetest!“

Aber Jesus lässt sich auf dieses Angebot nicht ein. Dem Teufel hält er ein Bibelwort entgegen: »Du sollst den HERRn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.“« (5. Mose 6,13)

Der Korruption zu widerstehen, das ist für Jesus eine Frage des Glaubens. Diese Spur führt mich zum Beginn der Erzählung. Eingangs wird in der Geschichte nämlich erwähnt, Jesus sei voll des Heiligen Geistes gewesen (Lk 4,1) – bevor er dann 40 Tage und 40 Nächte in der Wüste gefastet hat.

Diesen geistlich aufgeladenen und leiblich hungrigen Jesus stellt der Teufel auf die Probe: „Mach dir doch ein Brot aus diesem Stein, wenn du Gottes Sohn bist!“, flüstert er ihm ein.

Jesus wehrt auch diesen Versuch des Teufels ab: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, heißt es in der Bibel. Und weiter: „Der Mensch lebt von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes kommt.“ (5.Mose 8,3 // Matth. 4,4).

Ich entdecke hier in Jesus eine spirituelle Quelle, die ihn widerstehen lässt. Aus ihr schöpft er Kraft. Er muss sich nicht „auf Teufel komm raus Bereichern“. Und für mich entdecke daran: Man braucht offenbar geistliche Kräfte, mentale Energien – Glaube, Hoffnung und Liebe – um materiellen Verlockungen erfolgreich zu widerstehen.

Die Theologin Dorothee Sölle hat es einmal treffend so ausgedrückt: Wo diese Quelle versiegt, ist der „Tod am Brot allein“ nicht weit. Diese Quelle für sich zu erschließen, schafft Immunkräfte. Auch gegen so etwas wie Korruption.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=38101
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