Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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28JUL2023
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In der jüdischen Welt wird dieser Schabbat, - nach dem Trauertag um die Zerstörung des antiken Jerusalems, - „Schabbat Nachamu“, ein Schabbat der Trostworte    genannt. Die synagogale Lektüre ist das 40.-ste Kapitel aus dem Jesajabuch:  „Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer G-tt;  redet zum Herzen Jerusalems und rufet ihr zu, daß erfüllt ist ihre Leidenszeit, daß ihrer Schuld genug getan, denn sie hat Zweifaches empfangen aus der Hand des Herrn für alle ihre Fehler.“  (40: 1-2)  Ein bekannter Gelehrter wies auf die Gründe für die Wiederholung des Anfangswortes von Jesaja:  „Tröstet, tröstet mein Volk“- hin.

Dieses soll unsere Aufmerksamkeit auf die kommende Erlösung Israels lenken. Die Rabbinen meinen, daß die Erlösung in der Hand G-ttes liegt.  Er kann sie zeitlich vorverlegen oder nach hinten verschieben.  Die rabbinische Exegese begründet diese Vorstellung mit einem weiteren Vers des Propheten Jesaja:  (60:22)  Dort lesen wir:  Ich, der Herr, werde sie (nämlich die Erlösung), wenn die Zeit anbricht  ausführen.“, d.h. beschleunigen.  Der Talmud (Sanh.98/1) meinte hier zunächst einen Widerspruch entdeckt zu haben:  Wann sollten wir die Erlösung erwarten?  Schnellstmöglich, d.h. „beschleunigt“ oder aber „wenn die Zeit anbricht“, was aber eine längere Wartezeit voraussetzt...? 

Die Antwort lautete:  wenn sich die Israeliten verdient gemacht haben, so könnte der Herr sein Erlösungswerk beschleunigen.  Sollten die Israeliten es nicht „verdient“ haben, käme die Erlösung des Herrn,- „wenn die Zeit anbricht“, also verspätet.  Im vorangegangenen Dialog der Talmudgelehrten über den möglichen Zeitpunkt der Erlösung wurde - wieder aufgrund eines Jesaja Verses- auch darauf hingewiesen: Jerusalem wird, ebenso wie ihre Heimkehrenden nur durch Gerechtigkeit ihrer Einwohner erlöst werden. (1:25)  Die Kommentatoren ergänzen diesen Satz mit folgender Aussage:  Gerechtigkeit wird walten, wenn es keine Hochmütigen mehr geben wird....

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