SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

21JUL2023
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Wie kann ich ein guter Mensch sein? Das habe ich mich schon oft gefragt. Und das ist ganz konkret gemeint. Also wie gehe ich richtig mit meiner Tochter um und wie kann ich gut sein, wenn ich wieder auf meinen schwierigen Nachbarn treffe? Was ich dabei aber noch nie gemacht habe, ist, die Frage einfach umzudrehen. Ich habe mich noch nie gefragt: Wie kann ich ein schlechter Mensch sein?

Dazu gibt es ein Buch, das ich super interessant finde, sozusagen ein Anti-Ratgeber, das heißt:  „Dienstanweisungen an einen Unterteufel“. In dem durch und durch ironischen Büchlein beschreibt der Autor C.S. Lewis, wie der Teufel, bzw. sein Unterteufel die menschlichen Schwächen ausnutzt. Ziel ist es dabei, einen ganz normalen jungen Mann auf die schiefe Bahn zu bringen. Der Mann heißt „Mr. Spike“.

Mr. Spike hat eigentlich eine ganz gute Beziehung zu seiner Mutter. Aber der Unterteufel geht gleich an die Arbeit und überlegt: Wie könnte man die alltägliche Kommunikation zwischen den beiden möglichst effektiv verdrehen und durcheinanderbringen? Zum Beispiel beim Frühstück oder Spazieren gehen. Der Unterteufel soll nichts weiter zu tun, als darüber zu wachen, dass Mr. Spike seine eigenen Eitelkeiten pflegt. Er soll sich immer als Opfer fühlen. Er soll sich dauernd missverstanden fühlen von seiner Mutter. Aber anstatt mit ihr darüber zu sprechen, sorgt der Unterteufel dafür, dass Mr. Spike alles in sich hineinfrisst. Immer verbitterter wälzt er die immer gleichen Vorwürfe gegen seine Mutter in sich herum. Für den Teufel ein voller Erfolg. Denn so werden die kleinen Risse in der Beziehung zwischen Mutter und Sohn unbemerkt immer größer, bis das Zusammenleben schließlich ganz zu zerbrechen droht.

Mir gefällt diese Geschichte von Mr. Spike und dem Teufel deshalb so gut, weil ich mich selbst darin wiedererkennen kann. Die humorvolle Anleitung zum Schlecht sein von C.S. Lewis macht mich mit einem Augenzwinkern auf die „teuflischen“ Fallstricke aufmerksam, die in mir selber lauern – mein eigener Stolz oder meine Eitelkeit zum Beispiel.

Dem Autor Lewis geht es in seinem Buch dabei nicht darum, die eigenen Fehler zu verteufeln. Das finde ich ganz wichtig. Aber mit seiner Hilfe schlage ich dem Teufel sozusagen einen Haken: Ich schaue ihm einfach in die Karten.

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