SWR1 3vor8

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09JUL2023
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Ich mag Worte, die etwas aus der Mode gekommen sind. Worte wie famos und fürwahr oder Schabernack und Augenweide. Im biblischen Text, der heute in kath. Gottesdiensten zu hören ist, gibt es auch so ein Wort. Da sagt Jesus: „Ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28)

Erquicken. Das Wort klingt für mich frisch und belebend. Wie eine Dusche an einem Sommertag, wenn vor lauter Schweiß alles klebt. Da kann ich richtig spüren, wie mit dem Wasser meine Lebenskraft zurückkommt. Doch ich frage mich: wie will Jesus das machen? Wie will er mich erquicken, wenn ich überlastet bin und nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht? Wenn die Sorgen und schweren Gedanken riesig geworden sind und mich runterziehen?

Im biblischen Text gibt Jesus den Menschen den Tipp: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig.“ (Mt 11,29)

Toller Tipp, habe ich lange gedacht. Jesus packt auf die Päckchen, die ich mit mir rumschleppe, noch was obendrauf. Aber dann habe ich mir so ein Joch von damals mal genauer angeschaut und kapiert: wenn früher in der Landwirtschaft einem Ochsen ein Joch aufgelegt wurde, dann hat das Joch verhindert, dass die Riemen des Pfluges dem Ochsen in die Haut schneiden. Die Last war dann zwar immer noch schwer, aber sie hat sich besser verteilt. Wenn Jesus den Menschen also rät, dass sie zwischen sich und ihre Last ein Joch legen sollen, dann soll das helfen, das Schwere besser zu ertragen. Dann drückt sich das, was mich belastet, nicht ganz so tief in meine Seele.

Seinem Joch gibt Jesus zwei Namen: Güte und Demut.
Die Güte hilft dabei, nicht zu verbittern. Bei allem, was schwierig ist in meinem Leben, soll ich versuchen, gut und liebevoll zu sein. Zu mir selbst und zu anderen. Also nicht den ganzen Berg von Sorgen vor mir auftürmen, sondern Schritt für Schritt ein Problem nach dem anderen angehen. So, wie es eben gerade geht – ohne mich zu überfordern. Und auch gut und liebevoll gegenüber anderen bleiben. Auch sie tragen ihre Last mit sich rum.

Zur Güte kommt die Demut. Sie erinnert mich daran, dass ich mich nicht überschätze. Ich bin ein Teil von etwas viel Größerem. Es hängt nicht alles von mir ab, ich allein kann und muss die Welt nicht retten. Das nimmt Druck raus.

Güte und Demut bilden also ein Joch, das beim Tragen hilft – so möchte Jesus mich erquicken. Ein guter Tipp – nicht nur an heißen Sommertagen.

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