SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

18JUN2023
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May the road rise to meet you.
May the wind be always at your back.
May the sun shine warm upon your face,
The rains fall soft upon your fields
And until we meet again,
Until we meet again,
May God, may God hold you
In the palm of His hand.


Möge dir dein Weg entgegenkommen
Möge der Wind immer in deinem Rücken sein
Möge der Sonnenschein dein Gesicht wärmen
Der Regen sanft auf deine Felder herabkommen
Und bis wir uns wiedersehen
Möge Gott dich schützend in seiner Hand halten

 

Dieses Lied ist als  „irish blessing“ – als irischer Reisesegen bekannt und weit verbreitet. Der Text geht wohl auf einen irisch-gälischen Segenswunsch aus dem 4. Jahrhundert zurück. Und er wurde wahrscheinlich von Mönchen verbreitet, die von einem Ort zum andern gezogen sind und den christlichen Glauben in Irland bekannt gemacht  haben.

Ich stelle mir vor, wie das damals war, wenn sich jemand auf eine Reise begeben hat. Das war meist eine Trennung auf lange Zeit – ohne erreichbar zu sein. Reisen war gefährlich, nicht jeder kam wohlbehalten zurück. Da lag es nahe, einen Segen mit auf den Weg zu geben. 

May the road rise to meet you. ..
Möge dein Weg dir entgegenkommen
Möge der Wind immer in deinem Rücken sein
Möge der Sonnenschein dein Gesicht wärmen
und der Regen sanft auf deine Felder herabkommen

Reisen bedeutete auf endlosen Wegen zu Fuß unterwegs zu sein, dem Wetter ausgesetzt. Ohne zu wissen, wie man unterwegs aufgenommen wurde. Oft ohne das Ziel genau zu kennen. Passen die Segensworte eigentlich zu dieser Realität?

Ein Segen will das Gute bewirken und das Negative bannen. Wenn man jemanden mit einem Reisesegen verabschiedet, vertraut man ihn Gott an. Er soll den Reisenden vor allen Gefahren beschützen. Und zugleich verbindet ein Segen den, der fortgeht mit dem, der bleibt. Denn wer für einen anderen Gutes will, der trägt ihn im Herzen. 

Das  kann ein Trost sein, gerade dann, wenn der Abschied schwer fällt. Auch Sonnenschein, Wind und Regen verbinden Menschen über weite Entfernungen hinweg, weil wir ja alle ein Teil der Natur sind. Und diese Natur zu erspüren hilft , etwas von Gott zu erfahren.

Das ist typisch für die irische Frömmigkeit. Wenn der Wind kräftig bläst, spürt man etwas von der Kraft, die in Gott ist. Wenn die Sonnen scheint, dann ist das, wie wenn man Gottes Güte direkt auf der Haut spürt, und der sanfte Regen, der für Irland so typisch ist, lässt alles wachsen und gedeihen, nicht nur Blumen und Bäume sondern auch Vertrauen und Zuversicht. In der Schöpfung erfährt  der Reisende Gottes Schutz gewissermaßen hautnah. Und so endet jede Strophe mit dem Refrain

Und bis wir uns wiedersehen halte Gott dich fest in seiner Hand

Aus Irland kommt nicht nur dieser schöne Segensspruch. Von dort zogen Mönche weiter auf den Kontinent und brachten ihren tief in der Schöpfung verwurzelten Glauben bis in unsere Gegend. Zum Beispiel der Heilige Pirmin, der das berühmte Kloster auf der Insel Reichenau gegründet hat. Was für einen Mut und was für ein Gottvertrauen muss er gehabt haben, alles Vertraute hinter sich zu lassen! Ich stelle mir vor, dass er mit den Segensworten des heutigen Liedes aufgebrochen ist und unterwegs immer wieder Gottes Güte und seine belebende Kraft erfahren hat.

Vielleicht hat ihn die kleine Insel im Bodensee an seine Heimat, die große grüne Insel erinnert. Und er hat sich dann verbunden gefühlt mit den Menschen und den Orten, die er dort zurückgelassen hat.

Segensworte können uns verbinden, wenn wir getrennt sind. Das ist auch heute noch wichtig. Ob wir nun freiwillig auf Reisen gehen, oder gezwungen werden, die Heimat zu verlassen…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37857
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