Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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20JUN2023
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Heute ist Weltflüchtlingstag. So haben es die Vereinten Nationen beschlossen. Es ist ein Gedenktag und ein Aktionstag. Ein Gedenktag für die vielen Millionen Menschen, die an jedem Tag eines Jahres auf der Flucht sind – vor Krieg, Hunger, Dürre, Gewalt und, und, und. Vielfältig sind die Gründe und gefährlich die Flucht. Allein auf dem Mittelmeer sind in diesem Jahr bisher weit über eintausend Menschen ums Leben gekommen.

Ein Aktionstag ist heute, weil es darum geht, wie wir geflüchteten Menschen begegnen. Wie sollen wir uns verhalten, was sollen wir machen? Die Vereinten Nationen sagen dazu: „Alle Menschen haben das Recht auf Schutz – wo auch immer sie herkommen, wo auch immer sie sind und wann immer sie gezwungen sind, zu fliehen.“ Schon der Philosoph Immanuel Kant hat das vor über zweihundertzwanzig Jahren betont. Menschen, die zu uns kommen, so meint er, haben ein Recht, freundlich empfangen zu werden. Und wer weiß? Vielleicht wollen wir vielleicht eines Tages auch bei ihnen freundlich aufgenommen werden. Oder Deutschland ist wegen des Klimawandels unbewohnbar und seine Bewohner zieht es in das dann aufgetaute, grüne Grönland.

Dass es möglich sein muss, zu fliehen, ohne dass man verachtet oder ausgegrenzt oder totgeschlagen wird, dafür hat Kant folgendes Argument: Der Platz auf der Erde ist begrenzt. Die Verteilung der Menschen, wer wo und seit wann wohnt, ist zufällig. Es hätte auch alles ganz anders kommen können. Deshalb gehört die Erdoberfläche eigentlich allen Menschen gemeinsam. Wenn aber allen alles gemeinsam gehört, wie sollte dann ein Mensch, der in einen anderen Teil der Erde reist, anders als freundlich aufgenommen werden? Sein Zielort gehört ja auch immer schon ein Stück ihm.

Immanuel Kant hat diese Idee als einen Beitrag dazu verstanden, dass Friede auf Erden herrscht. Und er war der Meinung: Am einfachsten wäre es dabei, wenn es nur noch einen einzigen Staat Erde gäbe. Ein einziger Staat - dann wären endlich alle Grenzen verschwunden, an denen geflüchtete Menschen aufgehalten werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37843
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