Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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03MAI2023
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Reisetipps geben, Mails verfassen, Aktienkurse vorhersagen, Statements oder Gedichte schreiben…all das kann ChatGPT, die künstliche Intelligenz, über die seit Wochen viel diskutiert wird.

Im Netz habe ich neulich ein kurzes Video gefunden, in dem von ChatGPT verlangt wird: „Fasse mir die Geschichte von Jesus Christus in einem Satz zusammen.“

Die Antwort kommt prompt: „Jesus Christus war der Sohn Gottes, der als Mensch auf die Welt kam, um die Menschen zu erlösen durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung.“ Hmm…eine Antwort, die mich nicht wirklich zufrieden zurücklässt. Der Satz klingt nach Wikipedia: sachlich richtig, aber so, dass ich ihn auch gleich wieder vergessen habe. Wie gut, dass das Video noch weitergeht und ChatGPT aufgefordert wird: „Mach es kürzer.“ Die Antwort: „Jesus erlöste die Menschen.“ Und nochmal die Bitte: „kürzer“. Auf dem Bildschirm erscheint jetzt: „Jesus erlöste“. Und man ahnt schon was kommt: „Noch Kürzer.“

Und jetzt steht nur noch der Name „Jesus“ da. Ich denke schon: „Das war´s“. Aber ChatGPT darf nochmal ran und wird ein letztes Mal aufgefordert: „Mach es noch kürzer.“

Die Antwort, die auf dem Bildschirm erscheint, überrascht mich. Denn statt eines Wortes taucht ein rotes Herz auf. Wie genial. ChatGPT fasst die Geschichte von Jesus einfach in einem Herz-Emoji zusammen. Und das sagt mir: es geht letztlich also nicht um geschichtliche Ereignisse oder um Dinge, die Jesus getan oder gesagt hat. Übrig bleibt allein die Liebe. Also die Art, wie er es getan hat. Mit welcher Haltung er Menschen begegnet ist.

Dass allein die Liebe wichtig ist, hat der Apostel Paulus einmal in eindrückliche Worte gepackt. Er schreibt: „Stellt euch vor: Ich kann die Sprachen der Menschen sprechen und sogar die Sprachen der Engel. Aber wenn ich keine Liebe habe, bin ich wie ein dröhnender Gong oder ein schepperndes Becken.“ (1 Kor 13, 1)

Paulus Text sagt also: egal, was jemand sagt oder tut, wie erfolgreich sie im Beruf ist oder wie viel er für gute Zwecke spendet – all das zählt letztlich nichts, wenn es nicht aus Liebe geschieht.

Ein hoher Anspruch. Bei mir klappt das selten. Aber ich kann es jeden Tag neu versuchen. Und darauf hoffen, dass andere ab und zu die Begegnung mit mir auch mit einem roten Herz-Emoji zusammenfassen würden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37577
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