Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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01MAI2023
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Die Bibel liefert einige Tipps, wie ich gut mit meinen Gefühlen umgehen kann. Sie tanzen, aufschreiben, oder wegschlafen. Nicht alles passt oder hilft immer, aber vielleicht ist auch die ein oder andere Überraschung dabei[1].

Da ist zum Beispiel Miriam, die Schwester von Mose. Als ihre Emotionen sie überwältigen, beginnt sie zu tanzen, zu trommeln und zu singen. Das geht auch heute noch. Egal, ob mit spotify, mit dem eigenen Instrument oder auch nur mit Musik im Kopf: Wenn meine Gefühle stark werden, tut es gut, sie wie Miriam einfach mal rauszusingen. Oder, wem das mehr zusagt, sie rauszutanzen.

Mit manchen Gefühlen ist es dagegen so, dass ich ein bisschen Zeit alleine brauche. So ging es auch Elia, der sich – überwältigt von den Ereignissen - erschöpft zurückgezogen hat. In der Bibel wird erzählt, dass Gott ihm dann vorgeschlagen hat, erstmal eine Runde zu schlafen, dann etwas zu essen und sich zu bewegen. Und ich merke mir: unterschätze nicht die Kraft eines Mittagsschlafes, eines Snacks oder eines Spaziergangs.

Hanna im Buch Samuel macht es wieder anders. Sie merkt, dass es ihr gut tut, über ihre Gefühle zu reden und sich jemandem anzuvertrauen. Als sie ganz verzweifelt ist, schüttet sie Gott ihr Herz aus. Und dann wendet sie sich an Eli, dem sie vertraut und dem sie alles erzählen kann. Und egal, ob ich vor Glück übersprudle oder vor Verzweiflung nicht mehr weiterweiß, manchmal wirkt es Wunder, mit Freunden ein Glas Wein oder eine Tasse Tee zu trinken und zu reden.

Kein anderes Buch der Bibel steckt so voller Gefühle, wie die Psalmen. Sie werden oft David zugeschrieben, vermutlich waren aber noch mehr Menschen daran beteiligt. Doch egal, wer letztlich die Texte geschrieben hat: die Menschen haben ihre Gefühle in Worte ausgedrückt. Ich habe das auch schon versucht. Wenn angenehme oder unangenehme Gefühle da sind, habe ich sie aufgeschrieben. Manchmal ist dann ganz automatisch ein Gebet daraus geworden.

Was mir klar wird, wenn ich auf all die Beispiele schaue: Gefühle brauchen Zeit. Vielleicht bietet der heutige 1. Mai eine gute Gelegenheit, die Arbeit ruhen zu lassen und den eigenen Gefühlen Platz zu geben. Weil das Leben dann mehr Tiefe bekommt und die Gefühle das Leben bunt und lebendig machen.

 

[1] Vergleiche auch: https://faithpwr.de

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37575
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