SWR3 Gedanken

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27APR2023
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Um 7:55 Uhr läutet es zur ersten Stunde, und hunderte Schülerinnen und Schüler laufen durch die Gänge zu ihrem Klassenraum. Nach neun Jahren, die ich jetzt schon nicht mehr zur Schule gehe, ist das seit kurzem wieder mein Alltag. Weil ich im Rahmen meiner Ausbildung auch ein Praktikum in der Schule machen muss – als Reli-Lehrerin. Früher hab ich mir den Job als Lehrerin entspannt vorgestellt: Vormittags ein bisschen unterrichten, nachmittags ein paar Klassenarbeiten korrigieren und zwischendurch ganz viele Ferien. Aber jetzt, wo ich auf der anderen Seite stehe und selbst ranmuss, bin ich teilweise ganz schön überfordert. Manchmal bin ich schon nach der zweiten Stunde völlig fertig, weil es nicht so gelaufen ist, wie ich geplant hatte. Und Freizeit habe ich jetzt auch weniger, weil meine Abende und Wochenenden für die Unterrichtsvorbereitung drauf gehen. Ich hätte nie gedacht, dass das so aufwendig ist.

Mein Praktikum ist bald vorbei. Und obwohl ich in dieser Zeit die Lehrerin war, habe ich selbst am meisten gelernt. Vor allem: So ein Perspektivwechsel ist wirklich heilsam. Viel zu oft und zu schnell erlaube ich mir ein Urteil. Glaube Bescheid zu wissen, wie schwer oder leicht das Leben anderer Menschen ist. In den meisten Fällen kann ich das aber gar nicht beurteilen und tue ihnen damit Unrecht. In Zukunft will ich da zurückhaltender sein: lieber zuhören als urteilen. Und nicht mit einer vorgefassten Meinung auf Menschen zugehen, sondern offen sein. So wie ich es mir von anderen auch wünsche

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