SWR2 Wort zum Tag

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28MRZ2023
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Ein Wort, das mir momentan immer wieder über den Weg läuft, ist: Fasten.

Zum einen begehen Christen gerade die Fastenzeit, zum anderen ist das Fasten zu einer Art Modeerscheinung und richtig „in“ geworden.

Eine Freundin von mir fastet gerade auch. Sie heißt Hannah und sie fastet Instagram, das heißt, seit Aschermittwoch nutzt sie es gar nicht mehr. Das hat sie außerhalb der Fastenzeit jeden Tag gemacht und das relativ zeitintensiv. Hannah sagt: „Darauf zu verzichten, fällt mir richtig schwer.“

Aber: Das nimmt sie gerne in Kauf. Denn Hannah hofft, dass ihr Fasten Wirkung zeigt. Sie hat jetzt Zeit übrig und die verwendet sie, um auf andere Dinge in ihrem Leben zu achten, die ihr wichtig sind, aber sonst oft zu kurz kommen. Sie geht viel spazieren und besucht öfter ihre alte Tante, der es nicht mehr gut geht. Hannah findet, dass sie insgesamt achtsamer geworden ist. Was sie vorher nicht gesehen hat, das bemerkt sie jetzt viel eher, weil sie einfach mehr Luft dafür hat.

Hannahs Fazit lautet so: „Egal, was man fastet: besonders schön ist, wenn man sich dabei positiv ausrichten kann. Wenn man wieder offener für seine Umwelt wird, für die Menschen um einen herum und vielleicht auch offener für Gott.“ Und weiter sagt Hannah: „Ich jedenfalls hoffe, dass ich aufmerksamer für Gott werde, auch wenn sich mein Verzicht manchmal einfach zäh anfühlt.“

Ich denke bei Hannah und ihrer Art zu fasten an ein chinesisches Sprichwort, das ich einmal gehört habe. Es heißt: „Hoffnung ist wie Zucker im Tee. Auch wenn sie noch so klein ist, versüßt sie alles.“

Wenn ich auch nur ein Quäntchen Hoffnung habe, kann sich eine Sache vollkommen verändern. In dieser Haltung fastet auch Hannah. Sie hat die Hoffnung, dass sie in ihrer Fastenzeit etwas Neues entdeckt, etwas, das sie mehr ins Leben und näher zu Gott bringt.

Mir persönlich ist beim Fasten wichtig, dass Ostern bald kommt. Ostern ist für mich das Fest der größten Hoffnung überhaupt. Deshalb muss das, was schwierig oder auch schlecht ist, nicht für immer bleiben, sondern kann anders werden.

Das ist das Quäntchen Hoffnung, der Zucker zu meinem Tee, der auch meinem Fasten den richtigen Geschmack verleiht. Ich bin überzeugt: schon ein bisschen Hoffnung kann vieles verändern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37359
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