SWR3 Gedanken

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01APR2023
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In sechs Tagen ist die Fastenzeit wieder vorbei. Ab Ostersonntag gibt’s bei mir wieder Süßes. Eine Sache lasse ich aber trotzdem weiterhin noch bleiben. Ich faste nämlich „Kirche“ und das nicht erst seit der Fastenzeit. Letzten September habe ich meinen Job in der Kirche an den Nagel gehängt und habe stattdessen eine Zimmererlehre angefangen. Ich war seither in keinem Gottesdienst mehr und heute spreche ich auch das letzte Mal für die Kirche im Radio.

Ich brauche nämlich gerade Abstand von Kirche – in meinem Fall von der katholischen – weil ich enttäuscht bin. Der Missbrauchsskandal, die schleppende Aufarbeitung davon, die Gleichstellung von Frauen in der Kirche – alles Themen, die mich ziemlich aufregen, weil es da nicht so schnell voran geht, wie ich es mir wünsche.

Ich habe mich von meiner Kirche nicht endgültig verabschiedet. Vieles von dem, was Kirche ausmacht, ist mir nach wie vor wichtig: dass ich mit anderen Leuten zusammen die großen Fragen im Leben stellen kann. Wenn das in der Kirche geht, dann ist das super. Ich finde es auch wichtig gemeinsam zu feiern und dem Tag oder dem Jahr einen Rhythmus zu geben mit Festen und Ritualen.

Das ist eine ganze Menge. Aber momentan reicht es nicht aus, um voll dabei zu sein.

Ich finde, das ist das Schöne am Fasten. Ich kriege eine neue Perspektive auf die Dinge, die für mich normal sind. Ich lasse sein, was mir nicht guttut und lerne wieder neu schätzen, was mich aufbaut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37355
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