Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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09MRZ2023
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Ach, hätte ich doch… Wie konnte ich nur…? Wenn ich‘s doch nur ungeschehen machen könnte. - Gibt es in Ihren Gedanken auch Sätze, die so anfangen? Das Gefühl, etwas Falsches getan zu haben oder etwas Notwendiges nicht getan zu haben. Es kann ein Leben prägen und – im schlimmsten Fall – sogar zerstören.

Ich kenne es auch, das Gedankenkarussell der Schuldgefühle und Selbstvorwürfe. In einer Zeitschrift habe ich vor Jahren mal einen kurzen Artikel gefunden, den ich bis heute gut finde. Eine Therapeutin nennt darin fünf Schritte, die helfen, aus der Gedankenspirale von Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen auszusteigen. 

Ihre erste Empfehlung: Verwandeln Sie Selbstvorwürfe in Vorsätze. – Was war, kann ich nicht ungeschehen machen. Ich kann aber daraus lernen und mir vornehmen, was ich künftig anders machen will. 

Der zweite Schritt heißt: Beichten Sie. – Ja, die Therapeutin sagt tatsächlich: beichten. Sie meint damit: die Scham überwinden und mit einem Menschen, dem ich vertraue, darüber reden.

Drittens: Leisten Sie Wiedergutmachung. – Am besten natürlich bei dem Menschen, dem ich etwas angetan habe. Wenn ich das nicht schaffe oder wenn die Person nicht erreichbar ist, kann ich das auch stellvertretend an jemand anderem tun.

Viertens: Zeigen Sie Verständnis für sich selbst. – Das heißt nicht, Verantwortung zu leugnen. Es heißt vielmehr zu verstehen, warum ich mich damals eben so verhalten habe.

Und als letzten Schritt empfiehlt die Therapeutin: Lassen Sie los. – Ständig um die eigene Schuld zu kreisen ist auch eine Form der Eitelkeit. Ich nehme meine Tat ernst. Aber ich muss auch bereit sein, sie zu lassen.

Ich bin immer wieder erstaunt, wie bekannt mir das alles vorkommt. Als Christin ist mir nichts davon wirklich neu. Denn auch Jesus hat ja Menschen geholfen, Schuld zu erkennen, zu bereuen und wieder gut zu machen. Und dann neu anzufangen und befreit weiterzugehen. Und ich bin immer wieder fasziniert, welche therapeutische Kraft in der Art liegt, wie Jesus selbst gelebt hat – und wie er mir zu leben empfiehlt. Auch deshalb habe ich diesen zerfledderten Ausschnitt aus einer alten Zeitschrift bis heute aufgehoben.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37221
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