Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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07FEB2023
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Baby-Boom. In meinem Freundeskreis ist gerade Baby-Zeit. Und immer, wenn ich die Nachricht von bevorstehendem Nachwuchs höre, freue ich mich sehr für die Eltern. Allerdings gibt’s nicht immer nur freudige Nachrichten. Manchmal habe ich auch schon von Sternenkindern erfahren. So werden Kinder bezeichnet, die die Geburt nicht schaffen. Manchmal vor, während oder kurz nach der Schwangerschaft. Und das ist dann schon sehr traurig. Ein Leben ist zu Ende, noch bevor es angefangen hat.

Mama und Papa haben gerade erst richtig begreifen können Mama und Papa zu werden und dann wird aus dem erwarteten Kind nichts. Da fehlen mir dann auch irgendwie die Worte.

Allerdings kann so etwas sehr häufig in den ersten Wochen und Monaten einer Schwangerschaft vorkommen. Und das ist dann auch ein natürlicher Vorgang. Während der voranschreitenden Schwangerschaft wird es dann immer weniger wahrscheinlich, dass ein Kind stirbt, es kann aber nie ganz ausgeschlossen werden. Der menschliche Körper entscheidet einfach, ob das Kind lebensfähig ist oder nicht und reagiert dann. Niemand, weder Arzt noch Mutter können das beeinflussen.

Es führt deshalb auch zu nichts, die Schuld bei sich selbst zu suchen, wenn das Kind es nicht geschafft hat. Es passiert einfach.

Als ich das gehört habe, ist mir klar geworden: Leben ist echt nicht selbstverständlich.

Da tun Mama und Papa manchmal alles, um ein Kind zu kriegen, und können dann nur noch hoffen. Hoffen und beten. Dass es funktioniert und gut ausgeht. Mehr können sie nicht tun. Es ist verrückt: So vieles im Leben habe ich selbst in der Hand, aber das eben nicht.

Und zu akzeptieren, dass etwas nicht mehr ist, was doch gerade noch lebendig war, ist und bleibt schwer. Und da hilft leider auch keine unbedachte Bemerkung wie „aber du hast doch schon ein Kind, konzentrier dich jetzt darauf“. Solche Aussagen tun weh und werden dem Sternenkind und dem, was sich die werdenden Eltern gewünscht oder vorgestellt haben, nicht gerecht.

Viel mehr hilft es, einen Weg zu finden, das kurze Leben des Sternenkindes zu würdigen und dann später zu schauen, wie das Leben mit diesem Verlust gelebt werden kann.

Jede bisherige Nachricht über Nachwuchs habe ich deshalb umso mehr schätzen gelernt. Für mich wird so jedes Leben das entsteht, noch kostbarer, weil es nicht selbstverständlich ist. Und damit ist für mich auch jeder Mensch kostbar, egal, ob er mir gerade auf den Keks geht oder nicht. Jedes Leben ist ein Wunder, egal wie lang es ist oder war.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=37047
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