SWR2 Wort zum Tag

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31DEZ2022
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Eine eigenartige Zeit ist das - diese Tage zwischen Weihnachten und Neujahr. Ich empfinde jedes Jahr dabei eine Spannung: Eben noch Kerzenlicht und „Stille Nacht!“ – und dann – mit einem Mal: Feuerwerk und hoch die Tassen. Manchen nennen diese Tage auch „die Zeit zwischen den Jahren“. Was soll das heißen: „zwischen den Jahren“? 
Dafür gibt es eine historische Erklärung: Im römischen Reich wurde im 2. Jahrhundert mit der Einführung des neuen Kalenders der Neujahrstag auf den 1. Januar gelegt. In der Christenheit wurde dann später - im 4.Jahrhundert - der Tag der Geburt Jesu zum Neujahrstag. So leben wir von der Geschichte her betrachtet – wenn auch unbewusst – zwischen Weihnachten und Neujahr „zwischen den Jahren“, nämlich zwischen zwei gesetzten Neuanfängen unterschiedlicher Natur.

Am morgigen Neujahrstag – am 1. Januar – beginnt das neue Geschäftsjahr. Inventuren, Bilanzen und Abrechnungen stehen an. Und das nach einem Jahr der großen Krisen! Auch im Privaten liegen schmerzhafte Erfahrungen hinter mir und wahrscheinlich auch hinter vielen von Ihnen. Gerade in so schweren Zeiten fällt das Neuanfangen alles andere als leicht.

Wie wäre es da, wenn wir die zwei Anfänge miteinander innerlich verbinden:
Jesu Geburt mit dem profanen Beginn eines neuen Kalenderjahres? Dann stünden die profanen Ereignisse – alles was war und was kommt – von Anfang an im Hoffnungslicht der Weihnacht. Von dem Licht, das mit Jesus in die Welt gekommen ist, rückten die Alltagsgeschäfte und all die dunklen Schatten unserer Zeiten in ein Licht der Hoffnung. So wie es in der Bibel heißt: Jesus ist in die Finsternisse dieser Welt gekommen. Gerade die dunklen und schweren Erfahrungen, die Sorgen und Nöte, stehen im Licht seiner Geburt.
Das wäre dann ein Jahresanfang, der strahlt. Darum freue ich mich in diesem Jahr besonders an Christbäumen, die weiter in der Dunkelheit leuchten. Bis Silvester und ins neue Jahr hinein.

Denn die Hoffnung auf Frieden soll nicht verlöschen. Mit dem Licht der Weihnacht im Rücken ins neue Jahr gehen! In das Jahr 2023 nach Christi Geburt! Dann leuchten am letzten Tag des Jahres auch die Lichterfahrungen des vergangenen Jahres noch einmal auf. Schöne Begegnungen, Trostworte und neue Aufbrüche, die es auch gegeben hat. Wer im Licht der Geburt Jesu ein neues Jahr beginnt – wer den Frieden und die Liebe an den Anfang stellt – der kann hoffentlich auch ohne Bitterkeit vom alten Jahr Abschied nehmen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=36783
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