SWR2 Wort zum Tag

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09JUN2022
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In wenigen Wochen werde ich Mutter und mein Mann und ich suchen nach einem Namen. Wir möchten unserem Kind einen Namen geben, der es gut begleitet.

Meinem Mann und mir fällt das schwer. Vielleicht, weil Namen angeblich so viel über den Charakter oder die Identität einer Person aussagen. Ich kenne das – mit manchen Namen verbinde ich bestimmte Eigenschaften. So gibt es zum Beispiel das Klischee vom Chaoten Kevin und unter einer Madita stelle ich mir direkt ein freches Mädchen vor. Das macht die Namenssuche nicht einfacher. Denn es gibt auch Kinder, die finden, dass ihr Name nicht zu ihnen passt.

Ich hatte da Glück. Ich heiße Anna und mag meinen Namen. Meine Eltern haben mich nach meiner Oma benannt. Sie haben sich gewünscht, dass mir meine Oma eine Art Namensvorbild wird und mir Orientierung auf meinem Weg schenkt. Und sie haben gehofft, dass ich auch durch meine Namenspatronin, die Heilige Anna, Halt im Glauben finde.  Um ehrlich zu sein habe ich mir aus der Heiligengeschichte nie so sonderlich viel gemacht. Aber meine Oma hat mich sehr geprägt – auch ihr Glaube. Das hätte sie wahrscheinlich auch, wenn wir nicht den gleichen Namen getragen hätten, aber es hat mich immer ein kleines bisschen stolz gemacht so zu heißen wie sie. 

In der Bibel finden sich zahlreiche Geschichten, in denen Männer und Frauen Namen tragen, die gut zu ihnen passen. Da ist Adam, der Erdling; Eva, die Lebensmutter oder Jakob der Fersenhalter, weil er ein Zwilling ist. Die Namen in der Bibel stehen für die Geschichte dieser Menschen.

Ich kenne mein Kind noch gar nicht richtig und will aber jetzt schon einen Namen finden, der zu ihm passt. Welche Bedeutung oder welche biblische Geschichte könnte meinem Kind helfen, sich auf seinem Lebensweg zu orientieren?

Ganz egal, ob es ein Name mit biblischem Bezug wird oder nicht. Der Name wird eine wichtige Rolle spielen, weil unser Kind mit seinem Namen ansprechbar wird - auch für Gott. So heißt es im Buch Jesaja: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du gehörst mir.“ (Jes 43,1)

Das ist eine schöne Zusage. Jedes Mal, wenn unser Kind mit seinem Namen angesprochen wird, wird es wissen, ich bin gemeint. Es kann seine Identität entfalten, auch weil alle, die es bei seinem Namen nennen, es hoffentlich so annehmen, wie es ist. Selbst, wenn es seinen Namen am Ende vielleicht gar nicht so toll findet, wie wir. Wie auch immer wir entscheiden werden, ich wünsche mir, dass unser Kind durch seinen Namen ganz viel Liebe erfahren wird.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35571
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