SWR3 Gedanken

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30APR2022
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„Der Mensch ist kein Gewohnheitstier“, das würde ich gerne sagen, aber leider ist es so: Ich kann mich an fast an alles gewöhnen. An den Lärm von der Baustelle bei mir gegenüber, zum Beispiel, oder dass wir alle seit gut zwei Jahren in der S-Bahn Maske tragen.

An was ich mich aber auf keinen Fall gewöhnen möchte, sind die aktuellen Bilder aus der Ukraine.

In den ersten Tagen war ich total geschockt. Zuerst darüber, dass da Panzer in die Städte reingerollt sind, dann über die kaputten Schulen und ausgebrannten Kliniken. Und jetzt die noch schlimmeren Bilder.

Ich habe so langsam den Eindruck, als müsste ich mich an diesen Krieg und dieses Aufrüsten in Europa gewöhnen. Ich befürchte, dass ich das schon getan habe. Das will ich aber auf keinen Fall. Ich habe das Gefühl, dass ich das den Menschen dort schulde. Klar, ich muss mich auch schützen – und es hilft den Leuten in der Ukraine auch nicht, wenn ich nachts wegen der ganzen Horrormeldungen nicht mehr schlafen kann. Viel wichtiger ist, dass ich wach und kritisch bleibe.

Und wenn mir noch so viele Kriegsbilder am Tag begegnen: Ich will mich daran nicht gewöhnen. Ich sehne mich danach, dass dieser Krieg aufhört. Komme was wolle, ich wünsche mir Frieden und diesen Wunsch gewöhne ich mir nicht ab!

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