SWR4 Abendgedanken

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02FEB2022
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Das schönste Fest meines Lebens – das war unsere Hochzeit im letzten Jahr. Die Trauung in der Kapelle, der Sektempfang, die vielen lachenden Gesichter und das ausgelassene Tanzen – so könnte ich ewig weiterschwärmen.

Und während ich so in Erinnerungen schwelge, vergesse ich gerne, wie lange mein Mann und ich diesen Tag geplant haben. Unser schönes Hochzeitsfest hat uns ganz schön viel Zeit und Nerven gekostet. Über Location, Musik, Hochzeitskleid und Blumenschmuck – die To-Do-Liste war lang und nicht immer waren wir uns einig.

So viel Aufwand, nur für einen einzigen Tag. Eigentlich eine ganz schöne Verschwendung. Hätte es da weniger nicht auch getan?  

Ich finde: Nein. Denn so wie das Sparen zur rechten Zeit, gibt es eben auch eine Zeit der Hoch-zeit, in der es heißt, mit vollen Händen auszugeben, großzügig einzuladen und gemeinsam zu genießen. Denn dadurch wird für mich deutlich, um was es bei einer Hochzeit eigentlich geht: Um die Liebe zwischen zwei Menschen, die völlig uneingeschränkt aus ganzem Herzen Ja zueinander sagen. Wenn ich so liebe, will ich nichts zurückhalten oder aufsparen. Dann will ich alles geben.

Während sich oft genug in meinem Leben alles darum dreht, sparsam, genau und möglichst effizient zu sein – in der Liebe ist es genau anders.

Das scheint Jesus auch so gesehen zu haben. Denn die erste große Tat, die von ihm in der Bibel steht, ist nicht etwa eine Krankenheilung, sondern eine Geschichte, die sich auf einer Hochzeitfeier abgespielt hat. Als dort der Wein für die Gäste ausging, wurde auf wundersame Weise Wasser zu Wein. Und zwar gleich vier Badewannen voll! Was für eine Verschwendung könnte man jetzt wieder sagen.

Doch dieser Überfluss an Wein steht für etwas Besonderes. Ich soll verstehen: Gott hält nichts zurück, er gibt mit vollen Händen. Das ist Liebe. Eine Liebe, die nicht weniger wird, je mehr man davon gibt, sondern mehr. Und an dieser Liebe dürfen mein Mann und ich teilhaben. In guten wie in schlechten Zeiten.

Am Morgen nach der Hochzeit ging es dann übrigens ans Aufräumen: Müde haben mein Mann und ich die letzten Reste der Nacht zusammengekehrt.

Beim Blick auf die unzähligen leeren Sektflaschen und Eimer von Blumen mussten wir lächeln: Was für eine herrliche Verschwendung. Ein Fest, das uns für immer daran erinnert: In der Liebe müssen wir niemals sparsam sein.  

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