Christvesper

Christvesper

„We wish you a merry  Christmas“

Steinmann:
Vielleicht wären Sie – wie ich auch - in einem normalen Jahr jetzt um diese Zeit in der vollen Kirche. Immer hat man sich gewundert, wo die vielen Leute alle herkommen. Und gefreut. Wie schön es sein kann, wenn so viele miteinander feiern. Man rückt noch ein bisschen enger zusammen. Und hat Christvesper gefeiert.
In einem normalen Jahr wäre das jetzt auch so. Dieses Jahr sind Sie lieber am Radio. Aber wir haben uns gedacht: Wenn man nicht in die Kirche kann, dann bringen wir Weihnachten und Kirche zu Ihnen. Wir hören miteinander die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel, ganz schön gelesen von Rufus Beck. Und Weihnachtslieder spielen wir. Grade spielt das Rheinische Kammerorchester Köln und später hören wir dann verschiedene Kinderchöre. Vielleicht mögen Sie ja ein wenig mitsingen.

Panzer:
Wir feiern heute, wie jedes Jahr, die Geburt von Jesus Christus. Als der erwachsen geworden war, hat er zu seinen Gefährten gesagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Deshalb fühlen wir uns mit Ihnen verbunden, wenn Sie uns jetzt zuhören und vielleicht nachher mit uns beten. Wir fühlen uns verbunden mit Ihnen und mit Gott, wenn wir jetzt von ihm reden. Wir tun das im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Weihnachten fällt ja nicht aus, auch wenn wir Abstand halten müssen.
Weihnachten: Wir feiern, dass Gott zur Welt kommt. Er kommt auch heute in die Kirchen, auf die Plätze und Straßenkreuzungen, wo Gottesdienst gefeiert wird. Und er kommt auch zu Ihnen, wenn Sie ihn einlassen..   

Musik: adeste fideles

Panzer:
Mit fester Freude,
lauf ich durch die Gegend.
Mal durch die Stadt,
mal meinen Fluss entlang. Jesus kommt.
Der Freund der Kinder und der Tiere.
Ich gehe völlig anders.
Ich grüße freundlich,
möchte alle Welt berühren.

Mach dich fein. Jesus kommt,
schmück dein Gesicht.
Schmücke dein Haus und deinen Garten.
Mein Herz schlägt ungemein,
macht Sprünge.

Mein Auge lacht und färbt sich voll
mit Glück. Jesus kommt.
Alles wird gut         

Hanns Dieter Hüsch, Dezemberpsalm

Steinmann:
Alles wird gut. Wenn man das sagen kann, dann hat man noch Hoffnung. Oder man schöpft grade neue. Alles wird gut. Da schwingt aber oft mit: Wie lange dauert es noch? Wie lange noch warten, bis alles gut wird? Hoffentlich reicht die Kraft zum Warten. Ich glaube, dieses Jahr verstehen wir, was das bedeutet: Warten bis es gut wird. Es braucht Kraft, zu hoffen. Nicht die Flinte ins Korn zu werfen. Nicht aufzugeben. Oder wütig zu werden.
Wenn ich in die Bibel schaue: Da gibt es viele Menschen, die im Schlammassel gesteckt haben. Und sie haben die Kraft gefunden, neu zu hoffen. In der Bibel hat das immer was mit Gott zu tun. „Es kann doch nicht sein, dass Gott uns im Schlammassel sitzen lässt und uns vergisst.“ In der Bibel ist das der harte Kern, wenn Menschen Hoffnung schöpfen. ‚Großer Gott, es muss doch einen Ausweg aus dem Schlammassel geben. Es muss doch gut werden können.‘
Oft sind es in der Bibel Propheten und Prophetinnen gewesen, die diese Hoffnungen dann ausgesprochen haben. Nicht bloß im stillen Kämmerlein gedacht: „Es muss mal Schluss sein mit Unrecht, Gewalt und Krieg.“ Die Propheten und Prophetinnen haben große Hoffnungen auch laut gesagt. ZB. die auf Frieden in der Welt. Für alle Menschen, gerade auch für die einfachen Leute. Dass jeder die Früchte seiner Arbeit genießen kann und nicht Angst haben muss vor gierigen Nachbarstaaten. Einer dieser Propheten war Jesaja:
Er hat geschrieben und das gehört zu Weihnachten
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht… 2Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Denn du hast ihr drückendes Joch zerbrochen. Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, wird verbrannt.“
Gott, macht es gut. Das hat Jesaja gehofft.                         

Musik: Oh Heiland reiß die Himmel auf   

Panzer:
Große Erwartungen und Hoffnungen haben die Menschen gehabt., damals in biblischer Zeit. Und heute ja eigentlich auch. Dass die Erderwärmung und der Klimawandel sich noch aufhalten lassen, dass Corona endlich besiegt ist und wir alle wieder „normal“ leben können, dass die Kriege in der Welt weniger werden und Armut und Hunger auch. Das hoffe ich jedenfalls und Sie ja wahrscheinlich auch.
Und „die da oben“ sollen es für uns richten: die Chefs und Vorstände, die Politikerinnen und Politiker. Die die Macht haben . Die sollen es anders und besser machen für uns. Oder „der da oben“ soll endlich die Welt in Ordnung bringen und Unrecht und Gewalt und Leid nicht länger zulassen. Das wäre großartig. Aber weil wir schon so lange darauf warten, meinen manche auch: Von unten muss es gehen, mit beeindruckenden Demos, notfalls auch mit Aufstand und Gewalt und Revolution.
Aber so hat es eigentlich noch nie geklappt, weder von oben noch von unten. Immer hatten welche Angst, dabei etwas zu verlieren, wenn sich was ändert. Und haben sich gewehrt. Das hat die Welt nicht besser gemacht.
Ich glaube, deshalb hat Gott anders angefangen, die Welt zu verändern. Ganz unten, irgendwo am Rande der Welt, bei einer einzelnen Frau. Maria hieß sie. Ihr wurde angekündigt, dass sie den Retter der Welt zur Welt bringen könnte. Maria ist verwirrt, weiß nicht, wie das zugehen soll. Aber sie begreift: Das ist die Chance, die Gott unserer Welt gibt. Da fasst sie Mut, lässt sich ein auf diese Chance. Sie engagiert sich. Maria sagt Ja zu Gottes Plänen. So fängt die Veränderung der Welt an.
Die Bibel erzählt, wie das weitergegangen ist. Hören sie die Weihnachtsgeschichte:          

Lesung:        Lk 2, 1-7      
CD: Weihnachten. Die schönsten Texte aus der Bibel; gelesen von Rufus Beck

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.
Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, 5auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. 6Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. 7Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Musik: J.S. Bach, Uns ist ein Kindlein heut geborn      

Steinmann:
So sind wir alle mal auf die Welt gekommen. Wie der kleine Jesus. Unsere Mutter hat dabei heftige Schmerzen gehabt. Genau wie Maria. So haben schon Milliarden Menschen ihren ersten Atemzug gemacht. Grade jetzt auch wieder. Das ist doch eigentlich nichts Besonderes. Obwohl, stimmt doch nicht. Eine Geburt ist was Besonderes. Weil jeder Mensch was Besonderes ist. Und weil mit jedem Kind die Welt wieder ein bisschen neu wird.
Milliarden mal. Und warum um Himmels Willen ist die Geburt von Jesus dann noch mal so ganz besonders. Und woher wissen wir das? Ich könnte mir vorstellen, wenn ich damals seine Geburt miterlebt hätte. Vielleicht hätte ich es nicht gemerkt, dass da was passiert, was die Welt verändert. Aber Jesus hat die Welt verändert. Weil er später als Erwachsener so ein ganz besonderer Mensch gewesen. Das Gesicht Gottes. Der Mensch, der Gott verkörpert hat.
Lukas erzählt in der Weihnachtsgeschichte: Ein paar Leute hätten das schon bei der Geburt des kleinen Jesus begriffen. Dass dieser Kleine da in der Krippe uns Gott nah bringt. Die Hirten haben es verstanden: Gott kommt: In einer Futterkrippe, aus der sonst unsere Tiere fressen. So nah. Wäre Jesus in einem prächtigen Himmelbett geboren, hätte das die Hirten kalt gelassen. So haben sie glauben können, was Lukas die Engel singen lässt: „Fürchtet Euch nicht. Keine Angst mehr. Gott im Himmel ist da für Euch. Grade für normale Menschen hat Gott ein Herz.“
Es stimmt, dass ein Kind auf die Welt kommt, ist schon so oft passiert. Und trotzdem ist es jedes Mal etwas total Besonderes. Wir sind alle was Besonderes, von Gott angesehen. Die Hirten haben sich das gefallen lassen, was die Engel erzählen.

Lesung         Lk 2, 8-14 (Rufus Beck)
8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die
hüteten des Nachts ihre Herde. 9Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
14Ehre sei Gott in der Höhe undFriede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Musik: Hört der Engel helle Lieder

Lesung:        Lk 2, 15-20 (Rufus Beck)  
1Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten unterei nander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. 19Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Panzer:        
Frieden auf Erden und gutes Leben für alle. Gott selbst kommt zur Welt und zeigt: das kann möglich werden. Dieses Kind geboren in schwierigen Verhältnissen, soll den Weg zeigen. Da, wo Menschen barmherzig sind und sich einander zuwenden – auch wenn sie zuerst meinen, sie hätten keinen Platz und keine Möglichkeiten für Hilfsbedürftige – da wird die Welt anders. Da fängt das bessere Leben an. Wo Menschen darauf verzichten, sich alles zu nehmen, was ihnen angeblich zusteht, damit es für alle reicht: da fängt das bessere Leben an. Denn wenn man sein Wohlstandleben nicht hinter Mauern verstecken und sichern will – dann wird es gutes Leben für alle geben. Sonst hört der Kampf um Ressourcen und Lebensmöglichkeiten nicht auf. Wo Menschen Rücksicht nehmen auf Schwache, auf Kinder, auf Alte, und nicht meckern: sollen die sich doch selber schützen, was geht mich das an. Da fängt das bessere Leben an. Ich finde, das zeigt ich in dieser Geschichte vom göttlichen Kind im Stall.
Und die Menschen? Wie reagieren sie auf diesen unerwarteten Weg Gottes für eine bessere Welt?

Die einen macht es fröhlich, wie die Hirten.- die sind richtig euphorisch. Wie wird das, wenn sie wieder in ihrem Alltag ankommen? Hat es sie inspiriert, was sie gesehen und gehört haben? Können sie etwas davon umsetzen für sich und die Menschen um sie herum?

Manche reagieren wie Maria: Verwundert, vielleicht auch skeptisch. Sie weiß wohl noch nicht, was sie von dem allen halten soll. Ein Gotteskind in so armen Verhältnissen? Kann man sich darauf wirklich verlassen? Aber immerhin. Sie sagt nicht gleich: Vergiss es! Sie wird das Erlebte mitnehmen und weitere Erfahrungen machen mit diesem besonderen Sohn. Und irgendwann wird sie seinem Weg vertrauen. Wie schön wäre es, wenn es allen so geht, die diese Geschichte hören.

Aber: Es gab auch damals den König, der schon nach kurzer Zeit sagen würde: Alles Fake News. Das hat es ja noch nie gegeben. Besser, wir machen es wie immer.

Ich wünsche mir, dass viele sich in diesem Jahr, wo Weihnachten ein stilleres Fest ist als sonst, von dieser Geschichte anrühren lassen. Und fröhlich und mit neuem Mut weitergehen in das neue Jahr

Musik: Fröhlich soll mein Herze springen

Panzer und Steinmann:
In Maria und den Hirten hat das gearbeitet, was sie erlebt haben bei Jesu Geburt. Das muss man im Kopf verarbeiten und zu Herzen gehen lassen.
Und dann haben Maria und die Hirten ihre Gefühle und Hoffnungen ausgedrückt. Auch Gott gegenüber. Und das versuchen wir jetzt auch:

Panzer:    
Gott im Himmel, zur Welt gekommen in elenden Verhältnissen,
ich warte darauf, dass diese beschränkte Zeit aufhört.
Schenk mir Geduld, wenn ich allein bin beim Warten und Vertrauen.

Ich denke an alle, die ich jetzt vermisse,
an alle, um die ich mir Sorgen mache und für die ich sorgen muss.
Steh allen bei, die mir am Herzen liegen. Lass sie nicht allein.,

Ich möchte gut schlafen, heute und alle Nächte die kommen.
Bring mein Herz zur Ruhe,
schenk mir Besonnenheit und Lebensfreude und deinen guten Geist.

Gott im Himmel, zur Welt gekommen bei armen Leuten,
ich wünsche mir, dass die Gewalt aufhört und die Ungerechtigkeit.
Gib den Verantwortlichen Einsicht und die Stärke, die man für den Frieden braucht.

Ich möchte, dass kein Mensch mehr hungern muss und alle haben, was sie zum Leben brauchen.
Gib den Politikern und den Wirtschaftsbossen den Mut, für Gerechtigkeit zu sorgen und mach mich bereit, abzugeben von dem, was ich habe.

Ich hoffe, dass auch unsere Kinder und Enkel gesunde Luft haben werden, gesundes Wasser und Lebensmittel. Schenk den Bemühungen der Staaten Erfolg und zeig uns, wie wir verantwortlich leben können.

Steinmann:
Eines der besten Dinge, neben Weihnachten, die wir Jesus verdanken, ist das Vater Unser. Man kann seine Worte nehmen, vielleicht wenn einem selbst nichts zu beten einfällt. Kann sie mitsprechen, mitdenken. Und vielleicht Zuversicht daraus ziehen.
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Musik: Joy to the world aus John Rutter Christmas Album

Panzer:
Gott, der Herr segne und behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Gott. der Herr erhebe sein Angesicht über Euch. Er lasse sein Angesicht über euch leuchten und gebe euch Frieden.

Musik: O du fröhliche

https://www.kirche-im-swr.de/?m=32293
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