Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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15OKT2020
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„Realität ist das, was nicht weggeht, auch wenn man nicht daran glaubt.“ Bernhard Pörksen hat das gesagt. Er beschäftigt sich viel mit Medien. Und da wird ja oft gestritten. Was ist Meinung und was sind Fakten, die man eigentlich nicht bestreiten kann. Wenn etwas Fakt ist, kann es dazu kaum zwei Meinungen geben. Es ist Fakt, dass 2020 der Triplechampion aus München kommt. Auch wenn jemand das nicht gefallen sollte. Es ist Realität. Und sinnlos etwas anderes zu glauben. „Realität ist das, was nicht weggeht, auch wenn man nicht daran glaubt.“

Es ist lebenswichtig, dass man das akzeptiert: es gibt Dinge, die real sind und nicht Meinung. Es hat keinen Sinn, etwas zu verleugnen oder es sich schön zu reden, weil es einem zu hart ist.

Es macht eine Familie nicht gesund, wenn alle meinen: unser alkoholkranker Vater hat kein Suchtproblem. Gesund kann man nur werden, wenn jeder und jede diese Wirklichkeit anerkennt. Auch wenn es hart ist und man sich vielleicht schämt.
Oder: ein weltweites Virus geht nicht weg, selbst wenn ein Präsident meint, Pandemie sei Panikmache und wer Maske trägt ein Weichei. Es ist klug, harte Realitäten tapfer anzusehen und nicht die Augen davor zu verschließen. Ich finde so eine Haltung problematisch: Realitätsflucht im Namen der „Meinungsfreiheit“ ist gefährlich für eine Demokratie.

Jetzt sagen Sie vielleicht: jetzt macht sich ausgerechnet ein Pfarrer so für die Realität stark. Sonst ist ihm doch der Glaube so wichtig. Und steht in der Bibel nicht, dass der Glaube Berge versetzen kann?

Ja, das steht da. Versetzen. Aber der Glaube sagt nicht.
„Da ist überhaupt kein Berg.“

Wenn Wissenschaft plausibel macht, dass wir einen von Menschen gemachten Klimawandel haben, dann sagen Christen und Christinnen nicht: „Nö, nö.“ Oder „was solls, entscheidend ist eh das ewige Leben.“

Glauben bedeutet nicht, dass ich mir die Wirklichkeit schöner male, als sie ist. Ich glaube, Christen stellen sich der Wirklichkeit, aber mit der Hoffnung, dass man sie verändern kann und verbessern. Als Christ glaube ich an Gott. Ich kann IHM trauen wie einem guten Vater oder einer Mutter, dass die Erde nicht vor die Hunde gehen muss. Und dass ER uns Kraft gibt, klaren Kopf und Mut, Berge zu versetzen. Harter Realität ins Auge schauen und dran gehen, es besser zu machen. Nicht verzweifeln. Die Wirklichkeit geht nicht weg, aber sie lässt sich verändern. Sie steckt voller Möglichkeiten Vielleicht können wir die heute nur noch nicht sehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31834
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