Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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“Work is love, made visible” – diesen Satz habe ich auf einem grell orangenen T-Shirt eines Kellners in Südafrika, in Johannesburg gelesen. „Arbeit ist sichtbar gemachte Liebe“. Wow! Ein steiler Satz! So mancher wird an seine Arbeit denken und sagen ja, ja, schwätz’ du nur. Aber bei dem afrikanischen Kellner mit der witzigen Zahnlücke in der Mitte seiner schönen, blendend weißen Zähne, hat der Satz gestimmt. Nicht dass er mir um den Hals gefallen ist bei seinem Job, aber ich habe in seinen Augen gesehen, dass er interessiert ist an seinen Gästen. Dass er nicht nur Bestellungen aufgenommen, sondern sich auch Zeit für die Menschen genommen hat. Aber nicht mit geschäftlicher Freundlichkeit, also damit die Kohle stimmt. Und schon gar nicht aus vorkolonialer Unterwürfigkeit einem weißen Gast gegenüber. Nein, es war ein wunderbares natürliches Interesse am Anderen zu spüren. Gastfreundschaft auf Augenhöhe.
Es ist einfach schön wenn man spürt, dass jemand seine Arbeit gern macht, mit Liebe macht. Sei es bei all den wichtigen Berufen am Menschen, sei es bei Tätigkeiten die mit Dingen oder Dienstleistungen zu tun haben und auch die Werke der Menschen, die arbeitslos sind, was immer sie alle tun, wenn sie es mit Liebe tun ist ihre Arbeit ein Segen.
“Work is love, made visible“. Ich hab bei Khalil Gibran, einem meiner Lieblingsautoren nachgelesen, was er zum Thema Arbeit geschrieben hat und bin genau auf diesen Satz vom T-Shirt gestoßen: „Arbeit ist sichtbar gemachte Liebe“. „Und was heißt mit Liebe arbeiten?“ fragt Gibran weiter und antwortet darauf selbst: „Es heißt das Tuch mit Fäden weben, die aus Euren Herzen gezogen sind, als solle Euer Geliebter dieses Tuch tragen.
Es heißt ein Haus mit Zuneigung bauen, als solle Eure Geliebte in dem Haus wohnen.
Es heißt, allen Dingen die Ihr macht einen Hauch Eures Geistes einflößen.“ Natürlich ist das sehr poetisch und idealisierend formuliert. Und ich kann und will vielleicht auch nicht immer und überall so arbeiten. Aber wenn es gelingt, wenn ich meine Arbeit mit Liebe tue, dann tut es allen gut:
der Arbeit, meinem Gegenüber und mir selbst.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3061
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