Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Mit Zorn und Zärtlichkeit an der Seite der Armen. Ein gar nicht anspruchsloser Satz so früh am Morgen. Dieser Satz ist das Motto zum
50. Geburtstag des kirchlichen Hilfswerks Misereor, der heute gefeiert wird. Misereor ist eines der größten und ältesten kirchlichen Hilfswerke in Deutschland. Misereor heißt, „ich erbarme mich“. Erbarmen – ein etwas altmodisch klingendes Wort für Mitleid. Mitleid, das die Menschen hier dazu bringt sich des Elends der Armen dort in der sogenannten 3. Welt zu erbarmen und ihnen von ihrem Geld abzugeben. Circa 160 Millionen Euro hat Misereor für arme, kranke, benachteiligte und flüchtende Menschen auf der Südhalbkugel der Erde im Jahr 2006 eingesetzt. Rund 5 ½ Milliarden Euro in den letzten 50 Jahren.
Die, die diese Gelder von den Spendern, dem Staat und der Kirche erhalten, verwalten und an die richtigen Empfänger verteilen, beschreiben Zorn und Zärtlichkeit als ihre Gefühle, mit denen sie ihre Arbeit tun.
Zorn über das scheinbar nie aufhörende Elend und die oft himmelschreienden Ungerechtigkeiten dieser Welt. Und Zärtlichkeit gegenüber den den Benachteiligten, den Armen und Hilflosen.
Zuerst fand ich das Motto ein bisschen pathetisch, aber mittlerweile denke ich, das ist eine gute Mischung – Zorn und Zärtlichkeit, denn beide Gefühle helfen weder zu verzweifeln noch zu resignieren. Wie zum Beispiel zu Zeiten der Apartheid in Südafrika. Man hätte dort auch verzweifeln können angesichts der so brutalen wie absurden Rassentrennung, die in Südafrika erst vor 15 Jahren offiziell abgeschafft wurde.
Misereor hat die schwarzafrikanische Bevölkerung auf ihrem langen Weg zur Freiheit konsequent und nachhaltig unterstützt. Deshalb feiert Misereor sein Jubiläum auch nicht hier in Deutschland, sondern bei und mit den Menschen, die es unterstützt hat. Heute um 10 Uhr gibt es einen Festgottesdienst aus der Kirche Regina Mundi in Soweto. Von Soweto, dem ehemaligen Armenviertel nahe Johannesburg ging die Freiheitsbewegung der Schwarzafrikaner aus und in die Kirche Regina Mundi haben sie sich vor Gewehrschüssen und Tränengasbomben der Rassisten geflüchtet. Der SWR überträgt den Jubiläumsgottesdienst aus Südafrika heute um 10 Uhr live im Ersten.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3059
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