Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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10OKT2019
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Seelennahrung, ein Wort das ich sehr mag. Es ist scheinbar abstrakt und doch so konkret. Mit dieser unfassbaren Seele und der so fassbaren Nahrung. Kann also die Seele essen? Nein, aber auch sie hat Hunger, in Form von Bedürfnissen, Nöten und Hoffnungen. Und all diese können gestillt und erfüllt werden, das ist dann Seelennahrung. Und wie könnte die aussehen?

Ich denke da gibt es zweierlei Nahrung. Die Seelennahrung, die ich mir selbst geben kann und die, die ich nur von anderen bekommen kann. Mir selbst kann ich die Seele nähren, wenn ich zum Beispiel zur Ruhe komme, eine Pause mache, innehalte und die Welt und mich selbst richtig wahrnehme. Seelennahrung ist auch, wenn ich etwas tue, bei dem ich ganz bei mir selbst bin: ein Instrument spielen, etwas handwerken oder schreiben. Meine Seele bekommt auch Nahrung durch die Natur, wenn ich  sie sehe, höre und rieche. Und nicht zuletzt bekommt meine Seele auch Nahrung, wenn ich mich öffne für Gott, in Meditation oder Gebet.

Es gibt aber Menschen, die das nicht können oder nicht mehr können. Oder Phasen in denen all das nicht mehr geht . Dann ist es ein großes Glück, ja ein Geschenk, wenn es Menschen gibt die anderen Seelennahrung geben. Durch ein offenes Ohr zum Beispiel, wenn jemand lange nicht reden konnte. Durch ein gutes Wort, wenn jemand traurig oder verzweifelt ist. Wenn jemand aus der Einsamkeit geholt wird oder aus einem Übermaß an Arbeit und ihm der Horizont wieder geweitet wird. Oder wenn jemand bei jemandem ist, der es braucht. Einfach nur da ist ohne viel zu reden.

Wenn das zwischen zwei Menschen geschieht, dann ist das etwas vom Schönsten das es gibt. Weil es beiden gut tut. Dem einen tut es gut, sich wieder gut oder besser zu fühlen und dem anderen tut es gut, gut zu tun. Oder anders ausgedrückt: Einer gibt, der andere nimmt und beide werden satt.

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