Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Fridays for future“: Freitage für die Zukunft. Heute werden sie wieder zu Tausenden gegen den Klimawandel protestieren: Jugendliche und Kinder in Deutschland und anderswo. Sie lesen den Erwachsenen die Leviten. Nicht nur den Politikern und Politikerinnen. Eigentlich uns allen. Tut endlich was, so lautet ihre Botschaft. Übernehmt Verantwortung. Macht uns unsre Zukunft nicht kaputt! Ein Jugendlicher hat auf sein Plakat geschrieben: „Euch gehen die Ausreden aus und uns die Zeit.“

Inzwischen wird viel über sie diskutiert. Sollten sie nicht besser in der Schule sitzen und für ihre Zukunft lernen? Und sind ihre Slogans nicht zu plakativ, zu sehr schwarz-weiß?

Ich finde gut, dass sie sich einsetzen. Immerhin für die Zukunft der Erde. Für ihre Zukunft! Es ist ihnen nicht einfach egal, was um sie herum passiert. Darum machen sie den Mund auf.

Mich erinnert das an die Propheten des Alten Testamentes. Die haben nie ein Blatt vor den Mund genommen. Amos, der im 8.Jahrhundert vor Christus gelebt hat, war einer von ihnen. Er war in seiner Wortwahl nicht zimperlich. Und politisch korrekt war er auch nicht immer. Er hat soziale Ungerechtigkeit angeprangert. Das war sein großes Thema. Wie könnt ihr für das, was ihr habt, dankbar sein, und zugleich andere ausbeuten? Wie könnt ihr ergriffen schöner Musik lauschen – und weghören, wenn jemand in Not ist? Wie könnt ihr den Gedanken an Gott tröstlich finden und seine Gebote sind euch egal? Denkt um. Wenn ihr eure Mitmenschen missachtet, missachtet ihr zugleich Gott. Sucht ihn. Fragt nach ihm und seinem Willen. Und dann lebt entsprechend. Das hat Amos den Menschen zu seiner Zeit gesagt.

Er hat die Menschen aus ihrer Wohlfühlzone aufgescheucht. Er war mit heiligem Zorn unterwegs. Er hat mit düsteren Bildern Gottes Strafgericht angekündigt. Damit ist er anderen ganz gehörig auf die Nerven gegangen. Ein unbequemer Mahner. Die Leute damals wollten nicht an das erinnert werden, was verkehrt läuft.

Ich bin dankbar, dass Propheten wie er in der Bibel viel Platz bekommen haben. Ihre Botschaft ist heute genauso unbequem wie damals. Noch heute kann ich ihre Mahnung hören: Macht nicht so weiter wie bisher. Hört euch die Kritik an. Und zeigt nicht mit dem Finger auf andere, sondern fangt bei euch selbst an. Da habt ihr genug zu tun.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28323
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