Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Warten will gelernt sein!
Dazu gibt es in der Sammlung der Gebrüder Grimm ein kurzes Märchen:

„Zur Winterszeit musste ein armer Junge hinausgehen
und Holz auf einem Schlitten holen...
Da scharrte er den Schnee weg und fand einen kleinen goldenen Schlüssel.
Nun glaubte er, wo der Schlüssel wäre, müsste auch das Schloss dazu sein,
grub in der Erde und fand ein eisernes Kästchen.
Er suchte, aber es war kein Schlüsselloch da, endlich entdeckte er eins.
Er probierte und der Schlüssel passte glücklich.
Da drehte er einmal herum und nun müssen wir warten,
bis er vollends aufgeschlossen und den Deckel aufgemacht hat.
Dann werden wir erfahren, was für wunderbare Sachen in dem Kästchen lagen.“

Das ist kein klassisches Märchen. Aber eine alltägliche Erfahrung.
Oft genug weiß ich nicht, wie eine Sache ausgehen wird.
Oft genug bin ich mittendrin und vieles liegt im Ungewissen.
Warten will gelernt sein; man braucht dazu Geduld.
Dabei hilft es, wenn man schon etwas in Händen hat – einen Schlüssel:
es braucht nicht mehr viel, nur noch „vollends“ aufschließen
und dann sind da „wunderbare Sachen“.
Das gute Ende ist nicht mehr weit. Der Schlüssel ist ein Zeichen dafür.

Warten ist eine Kunst.
Aber wenn man den Schlüssel hat um zu finden, worauf man wartet, dann sieht die Sache anders aus. Einen Tag vor Heiligabend werden wir daran erinnert, dass noch nicht alles „vollends“ gut ist. Es steht noch etwas aus. Es muss sich noch viel ändern in unserer Welt.
Aber wir warten nicht ohne Grund.
Denn der Schlüssel ist bereits in den Händen Jesu.
Jesus verspricht uns, während wir warten: „Ich habe vor dir eine Tür aufgetan und niemand kann sie zuschließen.“ (Offenbarung 3,8).
Das ist ein heilvolles Schlüsselerlebnis: Gott hat einen Weg für Dich.
Diesen Weg kann Dir niemand versperren. Du bist nicht verloren.
Denn der Schlüssel zum Leben ist in den richtigen Händen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2782
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