Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Hätte ich es anders machen sollen als Vater, besser?“ ZB. konsequenter sein, vielleicht auch mal Druck machen? Mehr fordern? Meine Kinder sind inzwischen erwachsen und gehen gute Wege. Trotzdem kommt die Frage ab und zu hoch bei mir. Wie macht man es richtig, wenn man Kinder erzieht?

Vor kurzem bin ich über zwei Sätze gestolpert, die mein Nachdenken dazu inspiriert haben. Der eine Satz: „Lieben allein genügt nicht.“ Und der zweite: „Druck hilft nicht, sondern Sog“

Zum ersten Satz: „Lieben allein genügt nicht.“ Aus meiner Erfahrung ist da was dran. Weil man falsch lieben kann. Man kann Kindern aus Liebe zu vieles geben. Sie zuschütten mit Dingen. Oder ihnen das Leben zu leicht und einfach machen. Alle Hindernisse wegräumen. Es ist nicht gut, glaube ich, wenn Kinder zu viele Dinge kriegen. Und es ist schon gar nicht gut, wenn ich mir mit diesem „sie sollen alles haben“ beweisen will, dass ich sie liebe. Wenn Kinder zu viel kriegen, ist das nicht unbedingt Liebe, sondern vielleicht der Versuch, sie zu „bestechen“.

„Lieben allein genügt nicht“: Den Satz finde ich auch richtig, wenn damit gemeint ist: ‘Mein Kind kann immer sicher sein, dass ich zu ihm stehe, egal was es tut.’  Sicher soll mein Kind immer kommen können, auch wenn es einen Fehler gemacht hat. Aber wenn es einen gemacht hat, muss ich ihm das auch klar machen. Und das Kind muss auch die Konsequenzen erkennen und bewältigen. Zb. Sollten auch Kinder Fehler wieder gutmachen, wenn möglich. Nicht einfach „Schwamm drüber“. Oder um Entschuldigung bitten dafür. Lieben bedeutet auch, in meinem Kind ein Gewissen zu wecken.

Ich finde, dazu kann einem auch der zweite Satz helfen, den ich gehört habe. „Druck hilft nicht, sondern Sog.“ Also keinen Druck auf Kinder machen. Sondern sie gewissermaßen in eine gute Richtung orientieren und mitziehen. Am besten geht das immer noch, wenn man selbst mit gutem Beispiel vorangeht.

Aber das geht nicht immer. Lernen zB. kann ich meinen Kindern nicht abnehmen. Lernen, üben, trainieren können sie nur selber. Aber vielleicht hilft ja, wenn sie sehen, wie ich selber auch trainiere und mir Mühe gebe? Aber dann nicht Angst machen oder strafen, wenn wieder eine Arbeit schlecht gegangen ist: Sondern schauen, ob die Begabungen vielleicht wo ganz anders liegen.

Positiven „Sog“ schaffen, das ist menschenfreundlicher und erfolgreicher, verspricht der zweite Satz. Für die Zukunft ermutigen. Dass sie Lust behalten können am Lernen und am Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26264
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