SWR1 Begegnungen

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Jan Einig ist seit rund vier Monaten Oberbürgermeister von Neuwied. Mit Einig übernahm zum ersten Mal ein CDU-Kandidat
in der traditionell von der SPD regierten Stadt am Rhein den Chefsessel im Rathaus. Bemerkenswert ist aber auch der Werdegang von Jan Einig. Der 42-Jährige kommt aus der kirchlichen Jugendarbeit. Engagiert war er vor allem beim Kolpingwerk, zuerst in der Kolpingfamilie seines Heimatortes Mendig, später im Erwachsenenverband.    

Da komm ich her, da bin ich groß geworden und es hat mich natürlich in vielerlei Hinsicht geprägt hat mir aber auch sehr viel Hilfestellung gegeben, was einfach damit anfängt, dass man früh auch Verantwortung übernehmen muss, das ist was, was ich gerne tue, dass ich die Verantwortung auch übernehme, manchmal braucht es eben den einen, der sagt, so, jetzt, ich mach das, und das ist sowas, was ich tatsächlich auch da gelernt habe 

Demokratisches  Verhalten einüben, in Strukturen denken lernen, schon in jungen Jahren Verantwortung übernehmen, das sind für ihn Früchte der Verbandsarbeit, die auch einer politischen Karriere dienlich sind. Das Kolpingwerk geht zurück auf den Priester und Sozialreformer Adolph Kolping, der sich in der beginnenden Industrialisierung des 19. Jahrhunderts in den von ihm begründeten katholischen Gesellenvereinen um Bildung, soziale Unterstützung und religiöse Orientierung junger Handwerker und Arbeiter bemühte. Daraus ist das Kolpingwerk geworden, heute ein international tätiger großer katholischer Sozialverband. 

Kolping hat für mich den Vorteil, Kolping ist grundsätzlich sehr breit gefächert, also ist ja auch in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten unterwegs, und versucht auch die gesellschaftlich-politischen Dinge in unterschiedlicher Weise zu beleuchten und auch zu besetzen, also man kann wirklich sagen, dass jeder eigentlich bei Kolping sein könnte. 

Ein Grundgedanke von Kolping ist die Bedeutung der Familie als Grundstruktur der Gesellschaft. Das ist auch dem Neuwieder OB in Fleisch und Blut übergangen. Familienleben ist für ihn sehr wichtig: 

Wir versuchen so gut es geht die Wochenenden miteinander zu verbringen, ich hab zwar am Wochenende immer wieder Termine, aber es ist dann schon auch so getaktet, dass wenn ich Zeit habe meine Familie dann auch größtenteils da ist, ich versuch auch gelegentlich mittags zu Hause zu sein, um einfach auch die Kinder nochmal zu sehen, abends ist es ein bisschen schwieriger, ich hab drei kleine Kinder von zwei bis sieben Jahre, die sieht man eher tagsüber als abends, die sind dann abends oft im Bett, und ich versuch sie morgens auch in die Schule oder den Kindergarten zu bringen 

Und, auch eher ungewöhnlich, aber so etwas wie der letzte Rest seines kirchlichen Ehrenamtes: 

Ich fahr einmal im Jahr in Ferienfreizeit immer noch als Betreuer mit, mit meiner ganzen Familie aber, und das gibt mir auch so ein Stück weit ja Heimat, und das ist was, was ich mir auch nur ungern nehmen lassen will, die Zeit muss einfach sein. 

Welche politisch-gesellschaftlichen Herausforderungen Jan Einig in seiner neuen Rolle als Oberbürgermeister sieht und wie er sich als Christ da einbringt, dazu mehr nach dem nächsten Titel. 

Teil 2 

Der Neuwieder Oberbürgermeister,Jan Einig, ist gelernter Energieelektroniker und studierte Bauingenieur. Er hat eine steile politische Karriere hingelegt. Er hat in der freien Wirtschaft gearbeitet, wurde später Leiter der Tiefbauabteilung in der Neuwieder Stadtverwaltung und schließlich Bürgermeister. Nach dem überraschenden Tod seines Vorgängers Nikolaus Roth wurde Einig im Herbst letzten Jahres dann zum Oberbürgermeister gewählt.

Gewerbeansiedlung und Tourismus fördern, eine attraktive Schul- und Kindergartenlandschaft gestalten, den Leerstand in der Innenstadt bekämpfen, das nennt er als Stichworte für die nächste Zeit – da unterscheidet er sich kaum von Bürgermeistern anderer Kommunen. Was ihn von anderen unterscheidet, sind Werdegang und Perspektive. Er kommt aus dem katholischen und bekennt sich offen zu seinem Glauben. Ist das in einer Zeit, in der der Kirche der gesellschaftliche Wind ins Gesicht bläst, nicht eher hinderlich, will ich von ihm wissen.       

In der Tat die Kirche hat natürlich in der Gesellschaft zwischenzeitlich ihre Diskussion, nichtsdestotrotz, also mir persönlich hilfts, weil ich natürlich ein Stück weit auch dadurch ne gewisse Bodenständigkeit habe und ich mich an gewissen Dingen einfach festhalten kann. Unabhängig davon glaube ich ein offener Mensch zu sein, von daher gehe ich da auch relativ vorbehaltlos an die Gesellschaft und erhoffe mir dadurch natürlich auch mit anderen Konfessionen ins Gespräch zu kommen und unterstütze das auch.  

Gerade Neuwied ist bekannt für seine religiöse und weltanschauliche Vielfalt. 1653 gegründet, machte der Fürst zu Wied seine Stadt im ausgehenden 17. Jahrhundert zu einem Zufluchtsort für Religionsflüchtlinge aus ganz Deutschland. Diese religiöse Vielfalt prägt die rund 65 000 Einwohner zählende Stadt bis heute – auch in Zeiten von Hass und Hetze im Netz, Populismus und Nationalismus. Neuwied ist weiter tolerant, sagt der OB 

Also ich erleb das immer noch sehr offen, ich komme ja jetzt grade speziell am Anfang sehr viel in die unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereiche rein, egal ob es in den Vereinen oder auch in den unterschiedlichen Kirchen ist, und da stellt sich mir zumindest Neuwied als nach wie vor sehr tolerant dar, und das würde ich auch gern weiter so fördern. Sicherlich hab auch ich meinen konfessionellen Glauben, nichtsdestotrotz bin ich da sehr offen, um auch hier gemeinsam mit den Kirchen die Gesellschaft weiter so auch zu tragen, denn ich glaube das macht Neuwied ein Stück weit auch aus. 

Und was macht der OB jetzt an Ostern? Der Familienmensch Jan Einig feiert das Fest ganz klassisch mit der Familie, sagt er, mit Kirchgang und Ostereier suchen mit den Kindern und allem was dazugehört. Und was bedeutet für ihn Auferstehung? 

Hoffnung. Hoffnung vor allem, ich bin da glaube ich schon ein sehr hoffnungsfroh und positiv gestimmter Mensch, ja, vor allem Hoffnung, dass es weiter geht.   

Eine Hoffnung, aus der Jan Einig lebt und aus der heraus er versucht, Politik zu gestalten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26195
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