Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Was kann ich für Sie tun?“ begrüßt mich meine Hausärztin. Sie schaut mich an, setzt sich, und dann sage ich, was los ist. Sie hört zu, notiert sich manchmal etwas, fischt die Laborwerte der vorigen Untersuchungen aus den Unterlagen, fragt weiter. Bei ihr ist die Sprechstunde wirklich noch eine Sprechstunde.

 

„Was kann ich für Sie tun?“ – allein diese Frage wirkt schon heilsam. Ich werde angeschaut. Ich werde ernstgenommen. Ich darf sagen, was mir weh tut, oder auch sagen, dass es mir besser geht. Ich darf wirklich sprechen, die Ärztin hört zu und entscheidet dann, was sie mir verordnet. Mit dieser Hausärztin habe ich großes Glück, ich weiß.

Sicherlich meinte auch Jesus einen solchen Arzt, wenn er zu seinen Jüngern sagt: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. (Lk 5,31). Er meint sich selbst, er arbeitet wie ein guter Arzt für alle, die zu ihm kommen und bei ihm Hilfe suchen. Manchmal sind es tatsächlich körperlich Kranke, aber zu Jesus kommen auch Leute, denen es aus anderen Gründen schlecht geht. Solche, die am Rand der Gesellschaft leben. Und die mit einem wenig vorzeigbaren Lebenswandel. Für sie alle war Jesus der „Arzt“. Und er ist der Arzt auch für die, die andere Hilfe suchen, weil sie von Zweifeln geplagt sind, oder nicht so recht wissen, ob sie an Gott glauben können oder wollen. Für sie alle hat Jesus damals Sprechstunde gehalten – ohne Versicherungskarte. Einfach so, aus Liebe. Aus Mitgefühl. Weil er helfen wollte. Die Bibel ist voll von solchen Erzählungen, wie Jesus die hilfesuchenden Leute gefragt hat: „Was kann ich für dich tun“.                                                                                            

Und heute – heute hält er immer noch Sprechstunde. 24 Stunden am Tag kann ich mit Jesus sprechen. Kann mein Leid klagen oder meine Fragen stellen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich alles sagen kann. Auch zum hundertsten Mal kann ich mit derselben Klage kommen. Bin ich froh, dass Jesus so viel Geduld hat und das aushält. Nicht immer werden meine Wünsche erfüllt. So einfach ist das nicht mit dem Beten. Aber ich werde gehört! Das spüre ich. Ich kriege neuen Mut. Und fühle mich schon viel besser.

 

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