Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Das ist einer der bekanntesten Sätze  der deutschen Sprache. Bei einer Straßenumfrage in Köln sollen neun von zehn deutschsprachige Passanten diesen Satz wiedererkannt haben: Es sind die Worte, mit denen das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland beginnt.

 Starke Worte sind das, nicht umsonst kennt sie jeder. Dabei klingen sie überhaupt nicht wie ein Gesetzestext. Eher wie ein Bekenntnis: Jeder Mensch hat eine Würde, die ihm durch nichts und niemand streitig gemacht werden darf.

 Und woher kommt sie, diese Würde? Womit wird sie begründet? Darüber gehen die Antworten heute auseinander, und das ist in Ordnung. Für die Väter und Mütter des Grundgesetzes war es ganz klar das jüdisch-christliche Menschenbild der Bibel, von dem sie sich leiten ließen. Die Würde des Menschen liegt darin, dass er von Gott geschaffen ist und dass er seinem Schöpfer ähnlich ist. Deshalb haben Menschen das Recht zu leben; Menschen sind frei und vor dem Gesetz gleich, sie haben Anspruch auf ein Existenzminimum, sie dürfen ihren Glauben öffentlich leben. Verfolgte Menschen finden bei uns Schutz.

Diese Rechte sind kostbar, und wir können uns jederzeit auf sie berufen. Das ist längst nicht überall auf der Welt so. Deshalb bin ich sehr dankbar dafür, dass ich in einem Land lebe, wo ich keine staatliche Willkür befürchten muss. Dankbar, dass nach dem Terror des nationalsozialistischen Unrechtsstaats ein solches Grundgesetz möglich geworden ist und bis heute ohne Einschränkung gilt.

Dankbar zu sein genügt aber nicht. Ich möchte auch dafür eintreten, dass das so bleibt. Heute, am Tag des Grundgesetzes, habe ich vielleicht Gelegenheit dazu. Denn heute kommen in der Mittagspause an vielen Orten in Baden-Württemberg Menschen zusammen, um Farbe zu bekennen. ‚Farbe bekennen – für Demokratie und eine offene Gesellschaft‘, so heißt nämlich die Initiative, die von Kirchen, Gewerkschaften und vielen gesellschaftlichen Gruppen getragen wird. Vielleicht gibt es auch in Ihrer Nähe so eine Aktion. Und vielleicht haben Sie Lust teilzunehmen – und auf diese Weise danke zu sagen. Danke für unser Grundgesetz und für die Rechte, die es garantiert. Und danke für 68 Jahre Frieden und Freiheit.

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24291
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