SWR1 Begegnungen

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„Mit dem Rucksack ein Jahr durch Afrika getourt“

Barbara Scharfbillig ist Fachpromotorin für internationale Partnerschaften beim Kolping-Bildungswerk in Trier. Sie ist damit
Teil eines bundesweiten Promotorenprogramms, das es seit einen Jahren gibt. Getragen wird das Programm von der Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt Landesnetzwerke sowie der Stiftung Nord-Süd-Brücken, gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie vom Land Rheinland-Pfalz. Rund 140 solcher Fachpromotoren gibt es zurzeit bundesweit, verteilt auf alle 16 Bundesländer. In Rheinland-Pfalz werden sie über das Entwicklungspolitische Landesnetzwerk
ELAN koordiniert.

Und bei uns in Rheinland-Pfalz haben wir Promotoren, die sich zu den Themen Rohstoffe, Umwelt und Entwicklung, Migration und Entwicklung, globales Lernen und ökosoziale Beschaffung engagieren und ich hab den Bereich der internationalen Partnerschaften und sitze damit beim Kolping-Bildungswerk in Trier.   

Internationale Partnerschaften stärken, qualifizieren, sichtbar machen, Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung, das ist kurz gesagt, die Aufgabe von Barbara Scharfbillig als Fachpromotorin. Beim Stichwort Partnerschaft denkt man in Rheinland-Pfalz schnell an die Ruanda-Partnerschaft des Landes oder die Bolivienpartnerschaft des Bistums Trier. Doch die Szene ist wesentlich vielfältiger, gerade in Rheinland-Pfalz:

Wir haben zum Beispiel knapp 20 Akteure, die sich mit Partnern in Namibia engagieren,  circa ein Dutzend mit Partnern in Ghana, es gibt Partnerschaften nach Nepal, Kenia, Mali, Burkina Faso …

Und genauso vielfältig sind die Akteure, Internationale Partnerschaften werden von Vereinen, Stiftungen, Aktionsgruppen, Schulen oder Kommunen getragen, und die miteinander in Kontakt zu bringe, ist ganz wichtig, sagt die 36 Jahre alte Fachfrau.

Wir hatten zum Beispiel letztes Jahr ein Netzwerktreffen, wo sich Akteure getroffen haben, und haben dann festgestellt, oh unsere Partner sitzen im gleichen Dorf in Afrika in Namibia, da können wir doch was zusammen machen, und so entstehen dann auch Synergieeffekte, dadurch wird die Partnerschaft gestärkt, aber auch qualifiziert, dass man sich zum Beispiel mit Akteuren austauschen kann, die viel Erfahrung haben in der Partnerschaftsarbeit

Als Fachpromotorin für internationale Partnerschaften ist Barbara Scharfbillig genau die richtige, das merke ich schnell in unserem Gespräch. Sie ist nicht nur fasziniert vom Gedanken der Partnerschaft, sondern lebt ihn, seit langem auch schon privat und ehrenamtlich, als Mitglied einer örtlichen Namibia-Partnerschaftsgruppe in ihrem Heimatort Igel bei Trier, und als Vorstandsmitglied in der Deutsch-Namibischen Gesellschaft. Nach der Schule hat sie ein einjähriges Sozialpraktikum in Namibia gemacht und dann Krankenschwester gelernt,

Nach meiner Ausbildung bin ich mit dem Rucksack ein Jahr lang durch Afrika getourt und hab dann ein paar Jahre gearbeitet und hab dann noch mal angefangen zu studieren, also da kommt einiges zusammen.

„Solidarität macht Christsein aus!“

Ich habe Barbara Scharfbillig getroffen. Für Partnerschaften hiesiger Gruppen mit Akteuren des globalen Südens zu werben, sie zu stärken, zu qualifizieren, zu vernetzen, das ist ihr Job als Fachpromotorin. Ein zentraler Gedanke dabei: Solidarität. 

Solidarität mit Menschen, die am anderen Ende der Welt leben, die unter anderen Bedingungen leben, andere Sprachen sprechen und mit denen man sich trotzdem verbunden fühlt, das ist was, was Christen ausmacht, aber das macht auch Menschen aus anderen Religionen oder Philosophien aus, und das ist ein Aspekt, der auch als Fachpromotorin eine sehr wichtige Rolle spielt, Solidarität und Gemeinschaft ist ja für uns alle ein ganz zentraler Punkt. Solidarität ist einfach ein ganz zentrales Thema, weil wir natürlich in Deutschland extrem privilegiert sind, ---sei es durch unsere Herkunft oder sei es durch das soziale System, was wir hier haben, unsere Hautfarbe und man muss einfach anerkennen, dass es Menschen in anderen Teilen der Erde gibt, die diese Privilegien nicht haben.

Solidarität, denen zu helfen, die darum bitten, das ist eine christliche Grundhaltung, die für sie selbstverständlich ist. Das können Partnerschaften leisten, aber Partnerschaft auf den Aspekt der Hilfe zu beschränken, greift viel zu kurz, betont die Fachfrau. Beispiel: der Expertenaustausch zwischen Lehrern aus Deutschland und Tansania:

Da können die deutschen Pädagogen sehr viel lernen, in Tansania haben wir beispielsweise eine sehr hohe Sprachenvielfalt, die Pädagogen da sind gewöhnt, dass sehr viele Kinder in ihren Klassen sitzen, die unterschiedliche Sprachen sprechen, die Pädagogen aus Tansania sind gewohnt, mit einer Ressourcenknappheit umzugehen die deutschen Pädagogen nicht, und da kann man schon sehr viel voneinander lernen.

Einen ganz anderen Charakter wiederum hat die Partnerschaft der Moselgemeinde Klüsserath mit der Gemeinde Dom Principio in Brasilien:

Da kamen die Brasilianer zum Beispiel und haben gesagt wir möchten diese Partnerschaft haben, weil ihr Stadtgründer aus Klüsserath ausgewandert war, also das ist ne ganz andere Art von Partnerschaft und viele viele viele Brasilianer waren schon in Klüsserath um die Gemeinde zu besuchen, da spielt Hilfsleistung keine Rolle, sondern das ist so ein kulturelles Erbe, sag ich jetzt mal.

Internationale Partnerschaften, das ist vor allem Begegnung und Austausch, das ist die Bereitschaft, Kontakt aufzunehmen, auf Fremde zuzugehen, andere Kulturen kennenzulernen, offen zu sein für den anderen, der auf den ersten Blick vielleicht anders ist. Das ist mir bei der Begegnung mit der Fachpromotorin Barbara Scharfbillig noch einmal bewusst geworden. Vielleicht Grundhaltungen, die auch im ganz normalen Alltag hierzulande nicht verkehrt wären.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24084
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