SWR1 Begegnungen

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Die Kirche braucht mehr Rhythmus!“

Dieter Falk, das ist ein sehr erfolgreicher Komponist, Musiker und Musikproduzent. Mehr als 50 Platin- und Goldene Schallplatten hat der 57-Jährige in seiner langen Karriere gesammelt. Er produzierte Künstler  wie Patricia Kaas, Nino de Angelo und Roger Chapman oder auch die Band Pur. Er hat wie man so sagt fast alles erreicht auf seinem Gebiet.

Dieter Falk ist aber nicht nur ein erfolgreicher Künstler, er ist auch praktizierender Christ. 

Ich bin ein Kind kirchlicher Jugendarbeit, bin also in der evangelischen Kirche groß geworden als Kind einer Chorleiterin, hab in einem gemischten Chor gesungen, Kantorei und dann einen Gospelchor gegründet, für mich war Musik und Kirche nie getrennt, das gehörte zusammen und ich denke das hat sich eigentlich bis heute nicht verloren  

Falks Instrument ist vor allem das Klavier, und als Pianist war er schon in jungen Jahren auf Tournee mit auch heute noch bekannten Namen wie Katja Ebstein oder Gitte Haenning. Und sehr früh begann auch seine Produzententätigkeit. 

Ich hatte schon als 17, 18-Jjähriger neben meiner Pianistentätigkeit, mit der ich auch mein Studium finanzierte, hab ich schon so Bands produziert, produzieren heißt eigentlich nichts anderes als die Aufnahmeleitung machen, eigentlich ein bisschen äquivalent zum Regisseur beim Film und dann hab ich irgendwann mit 19 dann die ersten Platten produziert für SingerSongwriter, alles so in dem kirchlichen Umfeld, das hab ich dann so oft und so gerne auch gemacht, dass irgendwann die Schallplattenfirmen auf mich aufmerksam wurden, die größeren Schallplattenfirmen, und dann irgendwann ein Manager von der Intercord, das war die Plattenfirma, die seinerzeit Grönemeyer unter Vertrag hatte, zu mir kam und sagte, wir haben hier eine junge Dame, magst du die produzieren, Pe Werner. 

Mit der stellten sich die ersten kommerziellen Erfolge ein, mit Titeln wie „Weibsbilder“ oder „Kribbeln im Bauch“. 

Und zur gleichen Zeit kam dann eben die schwäbische Band Pur auf mich zu, die suchten einen neuen Produzenten und dachten, als sie mich dann sahen, na das kann aber kein Produzent sein, der hat keine Cowboystiefel und keine lange Hecke.Aber Falk und Pur, das funktionierte, es funktionierte sogar sehr gut, das Pur-Stück Abenteuerland etwa schaffte es an die Spitze der Charts, der Rest ist eine Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält. Und was Dieter Falk bis heute auch bewegt, ist das Thema Musik und Kirche. 2009 schrieb er zusammen mit Michael Kunze das Pop-Oratorium „Die 10 Gebote“, 2013 das Musical „Moses“. Die Chancen, die Musik gerade für die Kirchen bietet, werden viel zu wenig genutzt, findet er. 

Ich meine konkret, wir brauchen mehr Rhythmus in der Kirche, wir brauchen mehr Groove, Groove in der Kirchenbank. Damit meine ich Rhythmus, Lebendigkeit, pulsierendes Leben und das ist der Rhythmus unserer Zeit und auch die Musik unserer Zeit, und das fehlt, wie ich finde. 

Doch einer wie Dieter Falk kritisiert nicht nur, er nimmt die Sache auch selbst in die Hand, geht neue Wege. Über sein neustes kirchenmusikalische Projekt mehr nach dem nächsten Titel. 

„Kreativität kommt von ‚creator‘, Schöpfer, also von Gott!“

Der erfolgreiche Pop-Produzent  Dieter Falk hat Musik und Theologie auf Lehramt studiert, aber sehr schnell war ihm klar, dass er nicht in die Schule, sondern ins Musikbusiness wollte. 

Ich find Musik nen tollen Beruf  und ich möchte schon ein Stück zurückgeben, da wo ichs her hab, Kreativität, da steckt das Wort creator drin, also Schöpfer, und das kann ich gut nachvollziehen wo das her ist nämlich von Gott, vom lieben Gott, den ich jetzt so auch für mich persönlich benennen würde. 

Dieter Falk bekennt sich zu seinem Christsein, trägt es aber nicht vor sich her, wie er sagt 

Denn ein Bäcker der jetzt Christ ist, praktizierende Christ ist, der wird jetzt auch nicht in der Bäckerei zum frommen Menschen, ja, sondern nur im Umgang mit Menschen das ist glaube ich der Punkt wo sich dann entscheidet, wessen Geistes Kind man ist,ich bin Kind kirchlicher Jugendarbeit und ich bin ein gläubiger Christ, aber ich sag das nicht ungefragt und ich trags auch nicht vor mir her und ich bin eines ganz sicher nicht, ich bin kein Missionar. 

Zum Jubiläum  500 Jahre Reformation hat Falk eine CD zu Luther herausgebracht, darin transportiert er 12 der 34 Choräle von Luther ins Heute. Größer und aufwendiger ist sein zweites Projekt zum Reformationsjubiläum: Das Pop-Oratorium „Luther“. 

Es ist jetzt keine Biographie im althergebrachten Sinne, sondern es ist die Story des Reichstag von Worms, in Worms wurde Luther der Prozess gemacht und wir zeigen, wir versuchen den Menschen Luther zu zeigen nicht als einen Helden, der er sicherlich nicht war, Luther hat im letzten Drittel seines Lebens viel Quatsch geredet, den ich heute auch nicht verstehe, aber er hat eben doch Sachen in Gang gebracht, und man kann eben wirklich mit Fug und Recht behaupten, nach ihm war die Welt nicht mehr die gleiche. 

Das Luther-Oratorium ist ein Mitmach-Oratorium, neben einem festen Stamm von Solisten sind es in jeder Stadt auf der geplanten Tournee durch Deutschland jeweils eigene Chöre, die sich neu bilden und mitsingen. Das heißt, zurzeit proben etwa 20 000 Menschen in ganz Deutschland, um von Januar bis März 2017 beim Pop-Oratorium „Luther“ mitzusingen. 

Und das ist natürlich toll zu sehen, ich darf auch sagen, dass da ganz viele Katholiken mitsingen, auch Muslime, auch Leute, die mit Kirche null am Hut haben 

Ein Erfolg im kommerziellen Sinn kann so ein Projekt nicht werden, aber darum geht es ihm auch nicht primär. Er will eine Botschaft vermitteln. Und da ist er für mich dann doch ein bisschen ein Missionar:

In diesem Stück versuchen wir eben, diese Geschichte zu erzählen, aber auch mit nem bisschen Ironie ab und an mit der message, dass wir trotzdem Katholiken und Evangelen und Muslime alles Gottes Kinder sind. 

Freundlich und zugewandt, und trotz aller Erfolge völlig uneitel, interessiert an seinem Gegenüber, so ist mir Dieter Falk begegnet – Klammer auf: ich konnte ihm doch tatsächlich noch Neues von meinem musikalischen Idol Bruce Springsteen erzählen, Klammer zu – Falk ist einer, der sich als Musiker und Christ immer wieder neu auf den Weg macht - im großen Abenteuerland Welttheater. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=23046
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