SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Hochmut kommt vor dem Fall.“ (Spr. 16,18). Das weiß der Volksmund, der dazu aus den Weisheitssprüchen der biblischen Tradition zitiert. Die Selbstüberschätzung des Menschen fängt aus Sicht der biblischen Tradition schon früh an: Sie beginnt mit dem Sündenfall des Menschen und seiner Vertreibung aus dem Paradies. Wer sein will wie Gott, hat sich in der sogenannten „Todsünde“ der Superbia, dem Hochmut, verfangen. 

Der Begriff Hochmut klingt altertümlich – ich übersetze das als: Selbstüberschätzung, Überheblichkeit, Anmaßung, Arroganz, Einbildung. So formuliert, fallen einem rascher Erfahrungen mit sich selbst und mit anderen ein: Hochmütige, das sind Wichtigtuer, die sich selbst überschätzen, die auf soziale Distanz zu vermeintlich Geringeren gehen, die sich herausheben wollen und mit dem angeben, was sie augenscheinlich besonders macht und von anderen unterscheidet.

Diese gibt es auf allen Ebenen: Man kann hochmütig sein mit seinem Intellekt, mit Geld, mit körperlicher Stärke und mit politischem und gesellschaftlichem Einfluss. Die biblische Tradition kommentiert eine solche Haltung mit psychologischem Scharfblick: „Wenn jemand meint, er sei etwas, obwohl er doch nichts ist, der betrügt sich selbst.“ (Gal.6,3). 

Im politischen Feld ist der Hochmut als die „Arroganz der Mächtigen“ ein Begriff. Er beschreibt, wie die einen entscheiden, ohne auf die Anderen Rücksicht zu nehmen, die davon unmittelbar betroffen sind. Auch im negativ gebrauchten Begriff von den so genannten „Bildungseliten“ steckt die Erfahrung, dass Besser-Gebildete auf die anderen herabsehen. Aber auch da, wo sich die einen stark und engagiert zeigen und für die anderen, die träge sind, wenig Verständnis aufbringen, kann sich Hochmut zeigen. Selbstredend geht es dann nicht darum, das eigene Können oder die eigenen Stärken zu verstecken, das wäre Heuchelei. Aber es geht darum, sie freundlich einzusetzen, anstatt sie überheblich auszuspielen.

Das Gegenüber zur Superbia, zum Hochmut, ist die Demut. Sie wird oft verkannt und ins Lächerliche gezogen. Ich halte dagegen: Demut ist eine Haltung, die Christen, die jedem Menschen, gut zu Gesicht steht. Sie ist kein Duckmäusertum, sondern die Erkenntnis, ein Geschöpf Gottes zu sein, das Grenzen hat – und in diesen Grenzen verantwortungsvoll handeln will. Demütig, nicht hochmütig bin ich, wenn ich um meine Grenzen weiß und sie nicht als Ausflucht dafür nehme dass man sowieso nichts machen kann, sondern wenn ich das tue, was mir möglich ist, so unvollkommen es sein mag. In der Bibel heißt es: Den Demütigen gibt Gott Gnade. (1.Petr.5,5)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22925
weiterlesen...