Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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"Gott segne unser Land!" hat Bundespräsident Horst Köhler in der Rede nach seiner Wahl im Mai 2004 gesagt. Damals hat das viele Leute gewundert, manchen war das zu national gedacht, manchen war es zu fromm. Dabei ist es in vielen anderen Ländern ganz normal, dass man singt: "God save the Queen!" oder dass man sagt: "God bless America!"
Ich meine, dass es gut ist, wenn wir uns erinnern: wir können das Heil für unser Zusammenleben nicht ausschließlich vom Staat erwarten, auch nicht von der Wirtschaft, vom Markt oder von der Börse. Und dass wir sicher und geborgen leben können, dass wir Freude haben am Leben und miteinander: das kann die Polizei nicht garantieren, nicht der Bundesgrenzschutz und auch nicht die Bundeswehr. Es ist gut, dass wir das alles haben und dass es ziemlich gut funktioniert wer mal längere Zeit anderswo gelebt hat, der weiß, wie wenig selbstverständlich das ist. Aber damit das Zusammenleben gelingt und gut wird, braucht man mehr als das. Ich glaube, dazu brauchen wir Gottes Segen.
Und mir fällt auf, dass in der Bibel nur ganz selten davon die Rede ist, dass Gott ein Land segnet oder eine Stadt. Gott segnet die Menschen, die da wohnen. Alle Menschen. Denen schenkt er seine Kraft. Seinen Geist damit sie dann ihr Land gestalten können, wie es gut ist und so, dass alle gut leben können. "Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein", hat Gott dem Abraham versprochen. Und damit fängt eine Segensgeschichte an.
Eine Segensgeschichte, die nicht nur ein Volk, sondern eben viele Völker erlebt haben, bis heute. Das heißt nicht, dass für Abraham und seine Nachkommen immer alles glatt gegangen ist. Ganz im Gegenteil. Auch nicht, dass sie immer alles richtig gemacht haben. Sie haben Rückschläge erlebt, Armut, Niederlagen. Sie haben Fehler gemacht. Aber nie hat Gott sie allein gelassen. Nie war alles zu Ende. Gott hat Menschen geschickt, die Kritik geübt haben. Menschen, die gesagt haben: so kann es nicht bleiben. Ein Land kann nur dann blühen, wenn Gerechtigkeit herrscht. Und gerecht ist, wenn alle eine Chance haben und auch die Lebensmöglichkeiten finden, die wenig oder gar nichts leisten können.
"Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein!" seitdem Gott das zu Abraham gesagt hat, verlassen sich Juden, Muslime und Christen auf dieses Versprechen. Ich meine, am Tag der Deutschen Einheit dürfen wir uns ruhig daran erinnern und vielleicht auch bitten: "Gott segne die Menschen in unserem Land!"
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2245
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