Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Wenn’s kommt, dann kommt’s dicke“. Das ist mir schon öfter aufgefallen: Wenn einem was Schlimmes passiert, dann kommt nicht selten noch mehr hinterher. Eine ganze Pechsträhne. Liegt das daran, dass Unglücke sich gegenseitig anziehen? Von solchem abergläubischen Gerede halte ich nicht viel. Und trotzdem gibt es diese Fälle.

Eine Bekannte von mir kämpft seit Jahren mit einer schweren Krankheit. Es ist nicht zu erwarten, dass sie wieder gesund wird. Im Gegenteil: Sie kann immer weniger aus eigener Kraft tun; obwohl sie sich anstrengt, so gut es geht. Ihren Beruf will sie unbedingt behalten, weil der ihr einen Rahmen gibt für den Alltag. Außerdem hat sie so das Gefühl, für etwas nützlich zu sein, gebraucht zu werden. Aber auch da werden ihre Möglichkeiten kleiner. Sie hat eine Familie, Kinder, einen Mann. Hatte, muss ich richtigerweise sagen, weil ihr Partner irgendwann einen neuen, anderen, eigenen Weg gegangen ist. Dass Paare sich trennen, passiert jeden Tag, und es gibt dafür viele Gründe. Aber für meine Bekannte war das ein schwerer Schlag. Zusätzlich zu ihrer Krankheit und dem, was ihr Leben ohnehin schon so schwierig macht. Und ich habe mich gefragt: Weshalb trifft es gerade sie? Noch eines oben drauf, wo gerade sie doch den Partner an ihrer Seite dringender als viele andere gebraucht hat? Warum ist das so?

Je mehr ich mich darüber ärgere, desto mehr kommt da bei mir Gott ins Spiel. Weil ich mit ihm solche Sachen bespreche. Besser gesagt: Ich knalle sie ihm vor den Latz: „Schau mal, was du da zugelassenhast! Dein Sohn Jesus sagt: Du willst das Leben in Fülle - für jeden von uns. Und dann so was. Ich versteh dich einfach nicht!“ Hinterher werde ich oft ziemlich kleinlaut, weil ich weiß, dass es so einfach nicht ist. Mit Gott schon gar nicht. Bei vielem, was schlecht läuft, hat eben doch der Mensch seine Hände im Spiel. Und welcher Plan und Sinn hinter dem allen steckt, was so passiert, weiß ich auch nicht.

Was am Ende übrig bleibt, ist zweierlei. Es tut mir gut, in solchen Situationen mit Gott hadern zu können. Ihm direkt sagen zu können, wie weh mir das tut, dass es meiner Bekannten schlecht geht. Für mich ist das eine ganz besondere Form zu beten. Und das Zweite: Ich habe meine Möglichkeiten noch längst nicht ausgeschöpft, meiner Bekannten etwas Gutes zu tun. Ich kann die Pechsträhne unterbrechen. Ein bisschen wenigstens.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22125
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