Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Wir Angsthasen“ hieß neulich die Wochenendbeilage meiner Zeitung. Auf der ersten Seite war ein großer zitternder Hase gezeichnet, dem der Angstschweiß von der Stirn tropfte. Darunter „Wir Angsthasen“ und eine Aufzählung der Ängste und Krisen, die uns in den letzten Jahren zu schaffen gemacht haben. Umweltskandale, stand da, Krebs, Vogelgrippe, Rinderwahn, Mobilfunkstrahlen, Klimawandel, Eurokrise, Flüchtlingskrise. Bei jedem Stichwort habe ich mich erinnert: Über Monate waren oft Fernsehen und Zeitungen voll davon – und dann kam etwas anderes. Wer denkt heute noch an Rinderwahn oder Vogelgrippe?

Natürlich, Angst ist wichtig. Sie macht vorsichtig und schützt einen vor Leichtsinn. Angst vor Ansteckung erinnert einen daran die Hände zu waschen. Angst vor dem Klimawandel hat zum Beispiel dazu geführt, dass inzwischen bestimmte Treibgase in Spraydosen verboten sind. Angst treibt einen dazu, vorzusorgen. Das ist gut.

Aber Angst kann einen auch lähmen. Dann versucht man nur noch, alles abzuwehren, was womöglich gefährlich sein könnte. Manche alten Leute gehen kaum noch aus dem Haus, weil sie Angst haben vor Überfällen. So werden sie dann einsam und unbeweglich. Dabei könnten sie sich eigentlich auch verabreden, öfter gemeinsam auszugehen. Dann würde die Angst vermutlich auch kleiner.

Was hilft noch gegen die Angst? Die häufigste Redewendung in der Bibel ist: „Fürchtet euch nicht!“ also: „Habt keine Angst!“ Schon in biblischen Zeiten haben die Menschen sich gefürchtet, wenn etwas Neues und Unbekanntes auf sie zukam.

Mir ist aufgefallen, dass ganz oft damit verbunden ist: „Siehe!“ also: Schaut doch mal richtig hin. Macht nicht die Augen zu vor Angst, sondern seht hin. Man kann etwas tun. Man kann sich zusammen tun. Man kann die Hände waschen. Seht doch hin: Es sind viele Fremde ins Land gekommen. Darunter sind Kriminelle, das ist wahr. Aber die allermeisten sind freundlich und brauchen Hilfe und sind dankbar. Viele Helfer können davon erzählen. Deshalb „Fürchtet euch nicht – seht richtig hin!“

Und noch etwas: In der Bibel kommt ganz oft gleich nach dem ‚Fürchtet euch nicht‘: „Denn ich bin bei euch!“ Gott bietet denen seine Begleitung an, die sich fürchten. Das erspart einem nicht jeden Ärger und jede Krise. Aber es hilft, ruhiger zu werden. Und sich auf den Weg zu machen. Jeder mit seiner kleinen Kraft. Raus aus der Krise. Bisher, finde ich, sind wir gut damit gefahren. Wir sollten es nicht vergessen, dieses: „Fürchtet euch nicht, denn ich bin Euch!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21928
weiterlesen...