Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Die kleine Laila hat ein Bild gemalt. Ein Haus, Mama, Flugzeuge. So wie Kinder das malen. Ein Bild wie das von Laila habe ich allerdings vorher noch nie gesehen. Mama weint, und aus den Flugzeugen fallen Bomben auf das Haus. Vor dem Haus wird geschossen. Einige Menschen liegen verletzt auf dem Boden.

So ist es bei Laila daheim. Sie ist im Irak zuhause. Erst seit einigen Monaten lebt sie mit ihrer Familie in einer Flüchtlingsunterkunft bei uns in Weinheim.
Laila lacht viel und gern. Sie freut sich, wenn andere Kinder mit ihr spielen oder Papi mit ihr Radfahren übt. Nur manchmal ist sie auf einmal ganz still und in sich gekehrt. Dann malt sie solche Bilder.
Ich kann nur erahnen, was Laila erlebt hat und was auf dieser Kinderseele lastet.

Wenn ich ihr Bild sehe, denke ich an die Erinnerungen einer älteren Dame aus meiner Nachbarschaft. Sie erzählt manchmal, wie das war, als im 2. Weltkrieg die Bomben auf Pforzheim gefallen sind. Die Erinnerungen wird sie nicht mehr los. Sie ist damals noch ein Kind gewesen. Ihre Mutter ist mit ihr und den Geschwistern schließlich aus der Stadt aufs Land geflüchtet, um sie in Sicherheit zu bringen.
Ich glaube: Laila und die ältere Dame – die würden einander vermutlich ganz gut verstehen.

In der Bibel wird oft gesagt: „geht gut mit Flüchtlingen um“. Das wird dann oft doppelt begründet. Zum einen mit der eigenen Erfahrung und der Erfahrung der Eltern und Großeltern: wie das war, als Flüchtling unterwegs zu sein. „Zeigt Mitgefühl“, heißt es dann. „Ihr wisst doch aus eurer Geschichte, wie sich das anfühlt, entwurzelt zu werden. Und wie schwer das ist, wenn das ganze Leben aus den Fugen gerät und nichts mehr so ist, wie es vorher war.“

Aber dann wird in der Bibel immer auch von Gott her gedacht und gesagt: Gott wendet sich Flüchtlingen zu. Darum sollt ihr das auch tun. Gott erklärt sich für zuständig. Für die Einheimischen und für die Flüchtlinge. Für die, denen es gut geht, und für die, die in Not sind. Egal woher sie stammen.

Ich lese in der Bibel nichts davon, dass da alle über einen Kamm geschoren werden. Da heißt es nie, dass das alles anständige Menschen wären, die auf der Flucht sind. Das heißt es weder von denen auf der Flucht noch von den Einheimischen. Es gibt überall solche und solche.

Aber in einem ist die Bibel ganz schlicht und ganz klar: wenn einer in Not ist, dann hilf ihm. Weil das Menschen sind wie du. Und weil du an einen Gott glaubst, der für sie und für dich da ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21836
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