Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Viele Menschen versäumen das kleine Glück, während sie auf das große vergebens warten“ – die amerikanische Schriftstellerin Pearl S. Buck (1892-1973) hat das gesagt. Mit diesem Spruch weist sie auf einen Fehler hin, den viele Menschen machen auf ihrer Suche nach Glück. Man schielt nach dem ganz großen Event und übersieht was nahe liegt. 

Auf einen weiteren Fehler in Richtung Glück weist Soeren Kierkegaard hin, dänischer Philosoph und Theologe (1813-1855). Er schreibt: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“ Ich kenne Menschen, die sind richtig unglücklich, weil sie sich nicht das leisten können, was die Nachbarn oder die „lieben Verwandten“ können. In einem Radiointerview erzählt jemand von seiner Aufbauarbeit in einem der Armenhäuser der Welt. Danach gefragt, was ihn bei seiner Rückkehr besonders beschäftigt hat, antwortet er spontan: „Dass so viele Menschen hier unzufrieden sind“. 

Ich bin mir wohl bewusst, dass längst nicht alle Menschen Glückskinder sind, bei uns nicht und nicht in vielen durch Armut, Krieg und Terror gebeutelten Ländern. Das kann einen traurig, wenn nicht unglücklich machen. 

Aber wenn ich nur in Traurigkeit über all das Schlimme in der Welt verfalle, dann helfe ich auch keinem in seinem Unglück. Darum ist es wichtig, dass ich auch danach schaue, wann ich mich glücklich fühle. Vier Situationen habe ich entdeckt, die mich durchaus glücklich machen: 

1. Freundschaft pflegen. Freunde sind ein kostbarer Schatz. In all den Jahren darf ich dankbar festhalten: Freunde haben mich geprägt durch ihre Art, durch ihre Ausstrahlung und Liebe. Ohne sie wären etliche Seiten im Buch meines Lebens nicht aufgeschlagen worden, wäre manche Fähigkeit unentdeckt geblieben. 

2. Die Natur wahrnehmen. Ich fühle mich wohl und auch glücklich auf der schwäbischen Alb, im Donautal, am Bodensee auf der Insel Reichenau. 

3. Ziele haben und sich Herausforderungen stellen. Ich möchte neugierig bleiben. Offen für naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Offen für eine Theologie, die sich wieder am Ursprung des Evangeliums orientiert. 

4. Dankbar sein. Das Wort Danke geht oft schwer auch über meine Lippen. Doch wenn ich dankbar bin, empfinde ich das immer wieder als einen beglückenden Zustand. Mit einem Danke kann ich einen anderen glücklich machen, aber auch mich selbst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21643
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